Lieber Lukas Pleyer, Du hast diesen Sommer Dein Bachelorstudium Medienmanagement an der FH St. Pölten abgeschlossen und arbeitest seit Deinem Praktikum bei Future Marketing als Berater für digitales Marketing und Datenstrategie, wofür Du nach Düsseldorf gezogen bist. Welche Bedeutung hat in diesem Kontext ein Notizbuch für Dich?
Lukas: Ich habe tatsächlich drei Notizbücher in Verwendung. Das hier ist mein Arbeitsnotizbuch. Es neigt sich schon dem Ende zu. Da herrscht Chaos drinnen, weil ich oftmals sehr schnell viele Ideen notiere, damit in einem Brainstorming nichts verloren geht.
Am liebsten schreibe ich mit der Hand, da ich mir die Inhalte dann gleich besser merke. Ich bin ein großer Freund von physischen Dingen, vor allem in unserer heutigen digitalen Welt.
Das andere Notizbuch verwende ich als Tagebuch. Das brauche ich für meinen Brain Dump. Hier werde ich beim Schreiben vieles los. Es neigt sich leider auch schon dem Ende zu.
Und mein drittes Notizbuch heißt „Notizen für das Leben“. Hier notiere ich Aussagen und Weisheiten, über die ich beim Lesen merklich stolpere, die mich buchstäblich innehalten und nachdenken lassen.
Und welche Weisheit steht hier zum Beispiel drinnen?
Lukas: Ohne Fallen gibt es kein Fliegen. Als ich das zum ersten Mal gelesen habe, habe ich an mir selbst beobachtet, wie das ernsthaft in mir zu arbeiten begonnen hat.
Dieses Notizbuch liegt mir sehr am Herzen und das will ich einmal meinen Kindern geben. Einst war ich bei meiner Oma und da bin ich auf Papas altes Notizbuch gestoßen. Wir sind dann zusammengesessen und haben gemeinsam darin gelesen.
Mein Papa hat an einer Stelle einen totalen Lachkrampf bekommen. Da habe ich erst gemerkt, wie mächtig das geschriebene Wort ist. Seine Zeilen haben ihn sofort in die damalige Situation und Emotion zurückgeführt. Jetzt führe ich auch so ein Notizbuch.
Was steht auf der ersten Seite Deiner Notizbücher?
Lukas: In meinem Arbeitsbuch steht hier nichts. Da kleben nur viele Post-its.
Mein Tagebuch beginnt mit einem Eintrag und Datum, wann ich begonnen habe, hier hineinzuschreiben.
Und in meinem „Notizen für das Leben“ Buch steht genau dieser Titel vorne drinnen.
Welches große Ziel hast Du schon in Deinem Leben erreicht?
Lukas: Das Bachelorstudium Medienmanagement an der FH St. Pölten war so ein großes Ziel in meinem Leben. Ich hatte dieses Vorhaben, studieren zu gehen. Nicht um eine Karriere anzustreben, sondern einzig und alleine für mich. Und ich bin stolz, dass ich das durchgezogen habe.
Ich habe direkt nach meiner Ausbildung in der HTL als Entwicklungsingenieur bei einem Startup für Solarthermie zu arbeiten begonnen. Ich wollte als Kind geschiedener Eltern einfach rasch finanziell unabhängig werden und damit eine klare Grenze zu meinem Kind-Sein ziehen.
Diese Entscheidung hat mich in einen für mich sehr wichtigen Lebensabschnitt geführt. Allerdings stieg dann das Bedürfnis in mir hoch, zu studieren. Ich wollte mir diese Ausbildung gönnen. Und ganz ungewollt habe ich dann sogar mit ausgezeichnetem Erfolg abgeschlossen (beide lachen).
Welche Deiner Charakterstärken haben Dir dabei geholfen, dieses Ziel zu erreichen?
Lukas: Ich war entschlossen, dieses Studium zu beginnen und durchzuziehen. Wenn ich mich für etwas entscheide, dann ziehe ich das dementsprechend durch. Diese Entschlossenheit bringt mich und wohl uns alle zu den für uns wichtigen Zielen.
Auch Zuversicht hat mich geleitet. Ich habe diese positive Einstellung, dass ich aus Fehlern lernen kann. Daher liebe ich es auch, Fehler zu machen, solange ich sie nicht doppelt mache (lacht). Das Leben ist der beste Lehrer. Erfahrungen sind unbezahlbar.
Und welches nächste große Ziel möchtest Du erreichen?
Lukas: Das ist auf jeden Fall mein Masterstudium. Ich habe mir von Beginn an vorgenommen, dass ich Bachelor und Master mache.
Jetzt lege ich gerade während der Pandemie eine Pause ein. Mir geht es nicht um den akademischen Titel, sondern mir geht es um das Lernen. Ich habe an der Universität Wien das Masterstudium Science-Technology-Society entdeckt. Da ich in Zukunft interdisziplinär arbeiten möchte, passt dieses Angebot perfekt.
Warum legst Du wegen der Pandemie eine Pause im Studium ein?
Lukas: Mir hat das Bachelorstudium am Ende sehr viel Energie gekostet, da ich ohne sozialen Kontext Leistung erbringen musste. Digital gibt es dieses Momentum des persönlichen Miteinander nicht. Das fehlte mir sehr.
Ich möchte mich beim Studieren wie ein Student fühlen und nicht wie ein Binärcode durch die ständigen Videoübertragungen. Ich hoffe sehr, dass ich im nächsten Jahr das Masterstudium vor Ort in Präsenz beginnen kann.
Und welche Deiner Charakterstärken wird Dir dabei helfen, dieses Ziel zu erreichen?
Lukas: Mein gesunder Grad an Verrücktheit (beide lachen).
Was genau meinst Du damit?
Lukas: Für mich ist immer wichtig: Thinking is the Box. Das Offensichtliche ist oft schwer zu erkennen und fällt meist im ersten Moment gar nicht auf. Manchmal liegen bestimmte Dinge auf der Hand, ohne diese im ersten Moment begründen zu können.
Da ich gerne lerne und lernen für mich bedeutet, für das Leben zu lernen, blicke ich gerne nach vorne. Wie gerade erwähnt, es freut mich, zwischen im ersten Moment noch nicht verbundenen Punkten neue Linien zu ziehen und somit Verbindungen herzustellen.
Wie gelingt Dir dieses vorwärts Denken?
Lukas (lacht): Ich war ein sehr untypischer Medienmanagement Student. Seit über 10 Jahren habe ich keinen Fernseher, nutze kaum Streamingdienste und neige zu gezielter Nachrichten- und minimaler Social Media Rezeption. Ich lese lieber ein Buch. Das heißt, ich bin in meiner Medienrezeption sehr selektiv.
Unsere Informationsgesellschaft ist geprägt von einem Overload an Informationen. Und das hindert uns daran, wichtige Inhalte zu erkennen. Das Problem von Medien ist, dass sie alle ihre Inhalte als wichtig darstellen.
Wenn wir uns ständig mit diesem Rauschen umgeben, dann fallen uns die Spitzen gar nicht mehr auf. Sowohl Daniel Kahneman als auch Nassim Taleb haben dies in ihren Büchern sehr gut beschrieben.
Ich versuche, dieses Rauschen zu vermeiden. Dadurch bin ich klar für das nach vorne Denken. Ich irre mich aber auch sehr oft in meinen Mutmaßungen (beide lachen). Ich bin halt auch nur ein Mensch und die Zukunft vorhersagen, das kann man nicht. Im Endeffekt geht es um Wahrscheinlichkeiten.
Was steht auf der letzten Seite in Deinen Notizbüchern?
Lukas (blättert): Hier steht die E-Mail-Adresse eines Herren, den ich für die Bachelorarbeit interviewt habe. Weiters habe ich hier die Bankverbindung der TÜV Austria mit einem Betrag notiert, da ginge es, denke ich, um die Prozessmanagementzertifizierung. Und dann steht hier noch die alte und neue Adresse meiner Freundin.
In meinem Tagebuch schreibe ich Briefe für meine Oma vor. Man muss wissen, dass ich ein chronischer Mich-Verschreiber bin (lacht). Daher brauche ich diese Vorlage.
Mein Leben-Notizbuch drehe ich um, wenn ich mir Inhalte aus Diskussionen mit Freunden notiere.
Interessant dabei ist, dass die Adresse Deiner Freundin im Arbeitsnotizbuch steht. Wie kommt das?
Lukas (lacht): Ich brauchte für die Notiz schnell etwas zu schreiben und da war mein Arbeitsnotizbuch einfach griffbereit. Ich habe sie zufällig bei einer Party in Berlin kennengelernt. Sie ist eine unglaublich beeindruckende Frau und ich habe mit diesem Kennenlernen nicht gerechnet. Sozusagen: Vom Nichts suchen zum Alles finden.
Ich liebe den Zufall. Der Zufall macht das Leben erst wirklich lebenswert.
Lieber Lukas, vielen Dank für diese großartige Aussage zum Abschluss und die vielen spannenden Leitworte aus Deinem Leben – Entschlossenheit, Zuversicht, Nachdenken, Verbindungen –, mit denen Du Deinen Weg gehst.
Lukas Pleyer ist Unternehmensberater bei Future Marketing (Teil der Plan.Net und Serviceplan Gruppe) und hier Experte für Datenstrategien und Transformation, digitales Marketing und die zugrunde liegenden Technologien. Er war vor seinem Wechsel in einem technischen Beruf und hat nebenbei Musik produziert und als DJ gearbeitet. Sein Interesse gilt dem Zusammenspiel von Technologie, Medien und Gesellschaft.
Foto Credit: Rauchecker Photography
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