Lieber Christoph Ramler, Du arbeitest seit 15 Jahren bei der UniCredit und damit in einer Branche, die einen tiefgehenden Wandel durch die Digitalisierung erfährt. Du lebst mit Deiner Familie seit 2007 in Italien und hast damit dieses Land zu Deiner zweiten Heimat gemacht. Welche Bedeutung hat in diesem Kontext ein Notizbuch für Dich?
Christoph: Mein Notizbuch ist immer ein loyaler Begleiter. Es ist bei der Arbeit immer dabei. Natürlich substituieren es die digitalen Varianten in manchen Situationen, allen voran E-Mail und OneNotes.
Für mich ist das Notizbuch aber im Business Kontext sehr wichtig, um Stichpunkte zu notieren und vor allem in Meetings die wesentlichen Inhalte und To-dos festzuhalten. Ich schreibe da keine Prosa hinein (lacht).
Auch zur Vorbereitung einer Präsentation nehme ich mein Notizbuch zur Hand und überlege mir, was ich sagen will und ordne damit die Gedanken in meinem Kopf. Mein Notizbuch hilft mir, das Thema der Präsentation zu strukturieren und in Powerpoint stelle ich dann die wesentlichen Inhalte dar.
Ich merke mir auch händisch geschriebene Information wesentlich besser. Diese Notizen bekomme ich einfach leichter in den Kopf. Das ist wichtig und hilfreich für die Vorbereitung.
Was steht auf der ersten Seite Deines Notizbuchs?
Christoph: Hier steht ein Spruch von Henry Ford. Er lautet: Whether you think you can or you think you can’t, you are always right.
Wieso hast Du dieses Zitat hier notiert?
Christoph: Hin und wieder kommen mir beim Lesen solche Weisheiten unter. Und wenn ich eine wirklich gut finde, dann notiere ich sie auf der ersten Seite. Ich lese sie dann immer wieder, wenn ich das Notizbuch aufschlage.
Wir verstehen das Notizbuch als wichtigen Begleiter beim Erreichen großer Ziele. Welches große Ziel hast Du schon im Leben erreicht?
Christoph: Ich fange im Privaten an. Ich habe eine Familie gegründet mit zwei wunderbaren Töchtern. Das ist einfach etwas sehr Schönes und nicht selbstverständlich. Und wir sind alle gesund.
Für mich ist in der Freizeit außerdem das Laufen sehr wichtig. Ich hatte die Ambition, beim Halbmarathon eine schnelle Zeit für mich zu erreichen. Ich habe mir dann eine Stunde 30 Minuten als Ziel gesteckt und das vor ein paar Jahren tatsächlich geschafft.
In meinem Beruf war es mir wichtig, mich im Ausland zu etablieren und in einem internationalen Umfeld tätig zu sein. Jetzt leite ich ein Team mit zwei italienischen, einem russischen und einem iranischen Kollegen und wir unterstützen unser Unternehmen dabei, datenbasiert die richtigen Entscheidungen im Bereich Marketing und Kommunikation zu treffen.
In einer anderen Kultur zu arbeiten bedeutet, dass man mit anderen Mechanismen zurechtkommen muss. Hier in Italien funktioniert Karriere einfach anders als im heimischen Österreich. Ich bin einer der wenigen Österreicher bei der UniCredit in Mailand. Einer der wenigen geduldigen Österreicher (lacht).
Welche Deiner Charakterstärken hat Dir am meisten geholfen, diese vielfältigen Ziele zu erreichen?
Christoph: Ich erlebe mich selbst als sehr zielstrebige Person. Wenn ich mir etwas in den Kopf setze, dann schaffe ich das auch.
Ich hatte mir beim vorhin angesprochenen Halbmarathon eine Zeit von unter einer Stunde 30 Minuten gesetzt. Jetzt rate einmal, wie schnell ich gelaufen bin… Ich war nach einer Stunde 29 Minuten und 58 Sekunden im Ziel (beide lachen).
Ich bin ein sehr konsequenter Mensch. Ich bereite mich gut auf ein Vorhaben vor. Ich bin keiner, der improvisiert. Ich starte besser früher als zu spät mit meiner Vorbereitung.
Du hast erwähnt, dass Du geduldig bist. Woher kommt diese Geduld?
Christoph: Die Geduld musste ich in Italien lernen (lacht). Man kann nicht alles sofort erreichen. Und das betrifft nicht nur meine Karriere in Mailand. In Italien hat das Leben einen anderen Rhythmus als im Rest der Welt.
Und diese Geduld habe ich mir hier dann einfach mit learning by doing angeeignet. Aus Österreich hatte ich sie nicht mitgebracht.
Lass mich ein konkretes Beispiel aus meinem Privatleben erzählen. Meine Frau Cynthia stammt aus Mexiko und als sie nach Österreich gekommen ist, hatte sie innerhalb von zwei Wochen die Aufenthaltsgenehmigung ausgestellt bekommen.
Hier in Italien hat das elf Monate gedauert. Und dann ist die Aufenthaltsgenehmigung mit einem falsch angegeben Namen gekommen. Darauf angesprochen meinte das Verwaltungspersonal, dass hier ohnehin niemand so genau auf das Dokument sieht.
Die zentrale Message war: Take it easy. Wir dürfen uns nicht immer in Kleinigkeiten verlieren.
Welches nächste große Ziel möchtest Du noch in Deinem Leben erreichen?
Christoph: Das ist eine sehr philosophische Frage. Im Beruf reicht es nicht, die Karriereleiter einfach hinaufzuklettern. Ich stelle mir auch die Frage, was der Preis dafür ist. Wichtig ist mir, immer eine Balance zu bewahren zwischen meinem beruflichen Streben und meinem Privatleben.
Ein anderes Ziel ist, sobald die Kinder alt genug und selbstständig sind, wieder Zeit für mich selbst zu haben. Und dann möchte ich die Schönheit des Landes auskosten.
Und natürlich möchte ich meinen Töchtern einen gesicherten Lebensweg bieten.
Was meinst Du mit einem „gesicherten Lebensweg“?
Christoph: Ich möchte den beiden so viel Gutes wie möglich mitgeben. Damit meine ich nicht nur finanzielle Vorsorge (lacht) sondern auch Einstellungen zum Leben.
In Italien liegen die Gehälter junger Menschen niedriger als in Österreich. Allerdings entwickelt sich die Wirtschaft Italiens gerade in eine positive Richtung. Wenn mit dem Geld des EU Green Deals die richtigen Dinge angegangen werden, hat das Land das Potenzial, ein Paradies auf Erden zu werden.
Wie genau möchtest Du die Schönheit des Landes genießen, wenn Deine Töchter alt genug sind?
Christoph: Was ich irrsinnig gerne einmal machen möchte ist, hier mit dem Rad von Norden nach Süden oder entlang des Pos nach Venedig zu fahren, oder auch gerne zu Fuß den Frankenweg zu pilgern.
Und welche Deiner Stärken bringen Dich zu Deinen nächsten Zielen?
Christoph: Natürlich meine Zielstrebigkeit. Und ganz wichtig, die Zeit muss reif sein. Auch meine Konsequenz wird mich unterstützen.
Denken wir zum Beispiel an das Radfahren. Irgendwann werden die Beine zu schmerzen beginnen. Dann werde ich die Zähne zusammenbeißen und mich Tritt für Tritt dem Etappenziel nähern. Der Gedanke an eine gute italienische Pasta und ein gutes Glas Wein als Belohnung wird mir dabei sicher helfen (beide lachen).
Kommen wir zurück zu Deinem Notizbuch. Was steht hier auf der letzten Seite?
Christoph: Nachdem es neu ist, steht hier noch nichts. In meinen älteren Notizbüchern haben sich hinten meine Töchter verwirklicht. Da präsentieren sich jetzt kleine Kunstwerke (lacht).
Hast Du dann eine Chance, Dein Notizbuch selbst auszuschreiben?
Christoph (lacht): Bei mir im Homeoffice ist mein Arbeitstisch einfach zugänglich. Da liegt dann auch mein Notizbuch. Und ab und zu nähert sich dann meine ältere Tochter und nimmt es. Ich bekomme dann meine Notizen mit Herzen verziert oder ein Gemälde auf einer ganzen Seite. Das macht mein Notizbuch noch schöner (lacht).
Lieber Christoph, vielen Dank für Deine persönlichen Gedanken, wie weit uns Geduld im Leben bringen kann und was Konsequenz und Zielstrebigkeit für Dich bedeuten.
Christoph Ramler ist bei der UniCredit in Mailand als Head of Group Brand & Communication Intelligence verantwortlich für eine zunehmend datengetriebene Herangehensweise in Marketing und Kommunikation. Er lebt hier mit seiner aus Mexiko stammenden Frau Cynthia seit 2007 und hat mittlerweile zwei Töchter, die dreisprachig aufwachsen.
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