Charakter der Woche: Joana Greimers

Liebe Joana Greimers, Du bist Beauty Journalistin sowie Hair & Make-Up Artistin und verbindest beides miteinander. Welche Bedeutung hat für Dich ein Notizbuch?

Joana: Es hat eine sehr große Bedeutung für mich. Ich habe immer Notizbuch und Kugelschreiber dabei. Das kommt aus meiner Journalistenkarriere: wenn man täglich auf Presseterminen unterwegs ist, Informationen erhält oder Produktlancierungen sieht, die erst Monate später auf den Markt kommen, sollte man immer etwas zu schreiben dabeihaben. Denn damals, vor zehn Jahren, war es noch unhöflich alles in sein Handy zu tippen. Das hat sich mit der Zeit etwas geändert. Ich bin generell eine Person, die sich über das Schreiben ganz viele Dinge merken kann. An meinem Platz in der Redaktion war dann ein weiteres Notizbuch im Einsatz. Das habe ich in meiner Selbstständigkeit so beibehalten.

Das heißt, Du verwendest mehrere Notizbücher und trennst dabei Berufliches und Privates?

Joana:  Ja, genau. Ich verwende mehrere Notizbücher, die ich parallel beschreibe. Ich habe ein Notizbuch, in dem ich alle Informationen zu meinem Business hineinschreibe. Das sind zum Beispiel Notizen zu interessanten Informationen aus Gesprächen mit Freunden, Kollegen oder Geschäftspartnern. Außerdem sammle ich darin Inspirationen was andere Content Creators gerade machen, neue Produkte, Trends… kurz gesagt: der gesamte „Brain Dump“, der für mich relevant ist. (lacht) 

Dann habe ich noch ein weiteres Notizbuch: mein „Personal Growth & Development“-Buch. Eine Freundin hat es mir zum Geburtstag geschenkt. Es hat eine goldene Umrandung und sieht sehr edel aus. Dort schreibe ich alles hinein, was mich im Privaten so bewegt. Wenn ich interessante Bücher lese und Denkanstöße bekomme, schreibe ich diese auf. Oder wenn ich einen Podcast höre oder ein YouTube-Video ansehe und interessante Ansätze dabei sind. Gleichzeitig ist es mein Dankbarkeits-Tagebuch. Ich schreibe abends immer mindestens drei Dinge auf, für die ich dankbar bin.

Von daher haben Notizbücher für mich eine große Bedeutung. Ich war und bin noch immer ein Print-Kind. Ich habe als Jugendliche alle Fashion-Zeitschriften konsumiert und viele Bücher gelesen. Und auch heute trifft man mich auf langen Reisen immer mit einem Buch in der Tasche an. Ich liebe es einfach, Papier in der Hand zu haben.

Wenn Du beide Deiner Notizbücher ansiehst, was steht jeweils auf der ersten Seite?

Joana: (lacht) In meinem privaten Notizbuch steht auf der ersten Seite: „Where focus goes, energy flows.“ Diesen Satz hat Tony Robbins, einer der weltweit erfolgreichsten Motivations-Speaker, auf seinem Seminar 2017 in London in meinen Kopf gehämmert – und er ist hängen geblieben.

Jetzt muss ich nachsehen, was in meinem beruflichen Notizbuch steht. (blättert) Da steht wahrscheinlich nichts Inspirierendes. (beide lachen) Da stehen tatsächlich die Login-Daten meiner Business Accounts. Leider nicht romantisch. Gleich darunter kommen Ideen, wie ich mein Business aufgebaut habe. Auch die Kategorien, wie ich meine Website www.joanagreimers.com aufgebaut habe.

In Deinem Notizbuch entsteht sehr viel. Das führt mich direkt zur nächsten Frage. Welches große Ziel hast Du in Deinem Leben schon erreicht?

Joana: Ich würde sagen, die Karriere, die ich bis jetzt gemacht habe und die ich gerade mache. Das ist eigentlich alles, was ich immer machen wollte und trotzdem kam es unerwartet. Zwar habe ich schon als Jugendliche immer Freundinnen gestylt, aber wenn diese dann meinten, ich solle Friseurin werden, habe ich immer gesagt: „Auf keinen Fall, ich mache Karriere und werde Marketing-Managerin.“

Mir war immer wichtig, dass ich später einen abwechslungsreichen Job habe, in einer Metropole lebe und viel reise. Deswegen habe ich mich damals bewusst für ein Studium in der Medienbranche entschieden. Bereits im Bachelor-Studium wurde mir dann langweilig, sodass ich mit meiner Mitbewohnerin einen Fashion-Blog startete. Und als ich den Abschluss in der Tasche und ein Jahr Pause vor mir hatte, kam mir der Gedanke: ich könnte auch Praktikum und Fashionwelt verbinden, und bei einer der Zeitschriften arbeiten, die ich jeden Monat religiös konsumiere. Ich schrieb erste Bewerbungen und innerhalb von einer Woche holte mich das Cover-Magazin, welches damals neu auf dem Markt war und heute gar nicht mehr existiert, nach München. Statt im Fashion Ressort landete ich allerdings erst einmal im Beauty Schrank der Redaktion, wo täglich ungefähr 20 Pakete von Dior, Estée Lauder, Aveda, L’Oréal und allen möglichen Marken ankamen. Aber hey – drin war drin. Nach drei Wochen habe ich festgestellt: das ist tatsächlich mein Traumjob. Ich hatte zwei ganz tolle Chefinnen, von denen eine mich als Mentorin durch meine Karriere begleitet hat.

Als Beauty-Journalistin vereinte sich alles: wöchentliche Pressereisen nach Paris, London, Hamburg oder Berlin, ich konnte schreiben und Fotos produzieren, Experten interviewen. Ich bin anschließend Redakteurin bei der Cosmopolitan geworden und habe dort zwei Jahre geschrieben. Von dort aus bin ich zu einem Online-Magazin gegangen und habe währenddessen meine 6-monatige Ausbildung zum International Hair & Make-up Artist gemacht, bevor es mich 2018 in die Selbstständigkeit zog. 

Meine Karriere war von Anfang an im Flow und es hat sich alles irgendwie ergeben. Das ist tatsächlich eines der großen Ziele, die ich erfolgreich erreicht habe, noch immer weiterführen darf und damit noch größere Ziele erreichen möchte.

Du hast sehr schön angeführt, dass Du einen abwechslungsreichen Job haben, in einer Metropole leben und reisen wolltest. Es hat sich alles perfekt gefügt und es ist München geworden. Woher bist Du ursprünglich?

Joana: Ich bin Belgierin und in einem ganz kleinen 2.000-Seelen-Dorf namens Büllingen an der belgisch-deutschen Grenze (Nähe Aachen) aufgewachsen. Ich hatte aber schon immer dieses innere Feuer, dass es mich möglichst schnell in die große Welt zieht. (beide lachen)

Welche Deiner Charakterstärken haben Dir dabei geholfen, Dein Karriereziel zu erreichen?

Joana: Das ist eine sehr gute Frage. Ich denke, meine Flexibilität ist meine wichtigste Eigenschaft. Ich sage immer erstmal „ja“ zu neuen Herausforderungen, Projekten und Leuten, weil man einfach nie weiß, wohin es einen führt oder was daraus entstehen kann. Und wenn sich eine Türe schließt, dann versuche ich nicht dagegen zu hämmern, sondern warte einfach ab und weiß, dass irgendwo wieder eine Tür aufgeht oder womöglich schon offen ist. Das habe ich auch während der Corona-Pandemie wieder gemerkt. Bis dahin bestand meine Arbeitsaufteilung aus 50 Prozent Journalismus und 50 Prozent Styling. Dann kam Corona und das Styling wurde praktisch verboten. Jetzt hatte ich mehr Zeit, auf Angebote von Agenturen einzugehen und habe so ein Jahr lang einen Kosmetikkonzern als Marketing Managerin bei Kampagnenkonzepten, PR-Arbeit und redaktionellen Beiträgen unterstützt. Seit Sommer 2021 ist die Nachfrage nach Hair & Make-up Produktionen wiederum extrem angestiegen. It comes and goes in waves.

Welches nächste große Ziel möchtest Du erreichen?

Joana: Hmmm (denkt nach). Ich bin gerade dabei, neue große Ziele zu definieren, weil ich jetzt da angekommen bin, worauf ich lange hingearbeitet habe. Das heißt: ganz tolle Kunden zu haben, international zu arbeiten und erfolgreich selbständig zu sein. Ich habe eine wunderbare Hochzeitssaison abgeschlossen mit Hochzeiten auf Mykonos, in Italien, Österreich und Deutschlandweit. Mein nächstes großes Ziel wird es sein, ein Team aufzubauen.

Welche Deiner Charakterstärken brauchst Du aus Deiner Sicht dafür am meisten?

Joana: Ich glaube, dafür muss ich jetzt Schwächen in Stärken umwandeln. Eine Schwäche von mir ist, dass ich gerne alles alleine mache, weil ich dann weiß, wie das Ergebnis aussehen wird. Ich bin immer da, wenn andere Leute Hilfe oder Kontakte brauchen – mir fällt es umgekehrt aber sehr schwer, aktiv um einen Gefallen zu bitten oder nach Unterstützung zu fragen. Um ein Team aufzubauen, benötige ich aber genau diese Eigenschaft. Ich sehe das sehr positiv und muss jetzt nur noch über meinen Schatten springen.

Ich komme zurück zu Deinen Notizbüchern. Wie verwendest Du diese? Wie handhabst Du Deine Notizen?

Joana: Ich schreibe am Rand immer das Datum der Notizen und woher sie kommen. Es gibt also auch immer einen Titel. Darunter stehen die Denkanstöße. Das handhabe ich in beiden Notizbüchern gleich. Oft drehe ich das Notizbuch auch um und beginne, von hinten nach vorne zu schreiben.

Machst Du das im beruflichen und privaten Notizbuch?

Joana: Ja, in beiden. Ich denke mir, wenn ich gewisse Dinge chronologisch aufschreiben würde, gingen sie verloren. Im Business-Notizbuch steht zum Beispiel von hinten geschrieben „Themen, Kolumnen, Produkte“. Dort notiere ich zeitlose Sachen, das heißt Notizen zu Produkten oder Themen, über die ich schreiben möchte. Vorne stehen die aktuellen Sachen mit einem bestimmten zeitlichen Bezug. Ich bin ein sehr kreativer Mensch und sprudle vor Ideen und Themen. Ich habe immer Angst, dass ich die Informationen, die ich wie einen Schwamm aufsauge, wieder vergesse.

Ich muss jetzt nachsehen, ob ich das auch im privaten Notizbuch mache. (blättert) Ja, dort habe ich natürlich auch von hinten angefangen. (beide lachen) Dort stehen Notizen zu Büchern. Bücher liest man ja nicht an einem Tag. Wenn ich die Notizen dazu vorne hätte, wären sie von anderen Dingen, wie Dankbarkeit, YouTube-Videos oder Podcasts unterbrochen. Deswegen schreibe ich hinten die Notizen zu Büchern, die ich dort einfach weiterführen kann, bis das Buch zu Ende ist.

Du hast meine letzte Frage eigentlich schon vorweg beantwortet. Was steht auf der letzten Seite Deiner Notizbücher?

Joana: Auf der letzten Seite von meinem persönlichen Notizbuch steht „Buchnotizen“ als Titel und vom beruflichen, wie gesagt, „Themen, Kolumnen, Produkte“. Danach kommen jeweils die zeitlosen Notizen.

Man kann sagen, dass es in Deinen Notizbüchern keine letzte Seite gibt, da Du sie von beiden Seiten benutzt.

Joana: Richtig! (beide lachen) Meine Seiten treffen sich immer irgendwann in der Mitte.

Schreibst Du Deine Notizbücher aus?

Joana: Ja, immer.

Das sind schöne Schlussworte, bei Dir befindet sich das Ende Deiner Notizbücher in der Mitte und ist nicht auf der letzten Seite. Vielen Dank, liebe Joana, für Deine spannenden Erzählungen über Deine abwechslungsreiche Karriere, die Schreiben und Beauty miteinander vereint.

Als gebürtige Belgierin lebt und arbeitet Joana Greimers seit 10 Jahren in München, wo sie in der Medienbranche ihr Zuhause gefunden hat. Hier hat sie sich ihren Traum der Selbständigkeit als Beauty-Journalistin sowie Hair & Make-Up Artistin erfüllt. Um ihre sprudelnden Ideen, Themen und wichtige Informationen festzuhalten, nutzt sie verschiedene Notizbücher, die sie auf jede kleine und große Reise begleiten. Ihr wichtigstes Asset: flexibel bleiben.

www.joanagreimers.com

Foto Credit beider Fotos: Katja Brömer

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