Charakter der Woche: Mathias Machnik

Lieber Mathias Machnik, Du bist in der Unternehmensberatung tätig, machst nebenbei den PhD und gründest gerade ein Unternehmen. Welche Bedeutung hat für Dich ein Notizbuch?

Mathias: Eine sehr große Bedeutung, ich benutze schon länger ein Notizbuch. Es gibt mir eine für mich extrem wichtige Struktur, nicht nur für das Arbeitsleben, sondern generell für meine Woche und im Endeffekt damit auch fürs Leben.

Wie nutzt Du Dein Notizbuch?

Mathias: Ich benutze es jeden Sonntag. Was mache ich jeden Sonntag? Ich setze mich hin und schreibe mir auf, was ich in der folgenden Woche tun werde. Ich gebe dem eine Struktur und definiere, was ich in sieben Tagen erreichen will. Mein Notizbuch ist eine Art Leiter, die mir Struktur für meine Ziele gibt.

Was steht auf der ersten Seite von Deinem Notizbuch?

Mathias: Auf der ersten Seite? Ich habe es sogar vor mir. (blättert) Ich nutze es auch wirklich jeden Tag. (lacht) Auf der ersten Seite stehen Geburtstage. Ich habe mir die erste Seite schon Ewigkeiten nicht mehr angesehen und war jetzt nicht darauf vorbereitet.

Verwendest Du ein Notizbuch oder mehrere?

Mathias: Ich verwende mehrere Notizbücher, in Summe sind es zwei. Ich habe eines nur für die Arbeit. Und Ich habe eines, womit ich meine Tage strukturiere, das heißt Tage / Leben. Das heißt, jenes was vor mir liegt, ist mein Lebensnotizbuch. Damit strukturiere ich auch meine Woche. Das zweite ist von meiner Company. Da schreibe ich sämtliche Dinge hinein, die tagsüber anfallen, von Aufgaben bis hin zu Merksätzen oder generell Notizen.

Du bist viel beschäftigt und sehr erfolgreich. Welches große Ziel hast Du in Deinem Leben schon erreicht?

Mathias: Ich glaube, es sind ganz viele kleinere Ziele, die ich erreicht habe. Das erste große Ziel, das ich vor knapp sieben Jahren erreicht habe, war mein Studium abzuschließen. Ich bin der erste in meiner Familie der studiert hat. Mein zweites großes Ziel war es, erfolgreich in einer Bank anzukommen. Das habe ich damals auch geschafft. Das dritte große Ziel war es, einmal im Ausland zu arbeiten. Das habe ich ebenfalls geschafft, ich war ein halbes Jahr in New York. Das war eines der größten Lebensziele, das ich erreicht habe. Ich wollte immer im Ausland arbeiten und habe ein halbes Jahr in der Bank in New York, in der Wall Street gearbeitet. Ein weiteres Ziel, das ich erreicht habe, ist den PhD zu starten. Das sind die wesentlichsten Ziele.

War Dein beruflicher Aufenthalt in New York nach Deinem Studienabschluss?

Mathias: Ja, das war nach meinem Studium. Ich wurde dorthin entsandt. Es ging um ein Digitalisierungsprojekt von der Commerzbank. Ich war einer der jungen Wilden, wie man uns damals genannt hat, der Ahnung von Digitalisierung und neuen Technologien hatte. Die Bank benötigte einen Projektleiter für Digitalisierung in New York. Es haben sich viele dafür vorgestellt. Ich war dann einfach so naiv und habe sozusagen auch „meinen Hut in den Ring geworfen“. Irgendwie habe ich mich vor allen Leuten relativ gut verkauft und sie meinten, dass ich zwar extrem jung sei, sie mir das aber zutrauten. Dadurch habe ich die Chance bekommen, ein halbes Jahr in New York zu arbeiten.

Das Projekt war fix determiniert und Du bist planmäßig zurück nach Deutschland gekommen?

Mathias: Es war wirklich für ein halbes Jahr geplant und wurde erfolgreich umgesetzt. Ich habe end-to-end alle Ziele erfüllt. Ich fand es damals eine sehr schöne Zeit aber auch rückblickend eine sehr anstrengende Zeit. Vieles von dem, was man aus New York kennt, ist nur Geschichte. Das gibt es eigentlich gar nicht, dass alles so bunt ist und glitzert, die Stadt, die niemals schläft. Doch, die Stadt schläft. Um elf Uhr abends ist es dort echt ruhig. So laut und so umtriebig, wie alle immer sagen, ist die Stadt nicht. Aber was dann doch stimmt, ist der Arbeitsstress. Man merkt schon schnell, dass die Menschen sehr gestresst wirken. Den Stress nimmt man auch irgendwie mit nach Hause. Das heißt, auch wenn Du zu Hause bist – ich hatte ein schönes Zimmer – hattest Du immer latent das Gefühl, unter Strom, unter Pressure zu sein. Es war echt schön dort, aber ich war auch froh, nach einem halben Jahr zurück zu sein.

Wenn Du an Deinen Studienabschluss, Deinen beruflichen Start in der Bank und New York denkst, welche Deiner Charakterstärken haben Dir geholfen, dass Du Deine Ziele so erreicht hast?

Mathias: Resilience, das heißt Durchhaltevermögen. Was mir auch – gefühlt in meinem ganzen Leben – geholfen hat, ist Disziplin. Ich glaube, das meiste, was ich im Leben erreicht habe, habe ich durch Disziplin erreicht, durch Selbstdisziplin. Und immer an mich selbst zu glauben.

Du hast vorher den Start Deines PhD-Studiums angesprochen. Hast Du weitere Ziele, die Du noch erreichen möchtest?

Mathias: Ich habe ganz viele Ziele. (lacht) Wie es so ist, das Leben ist so vielfältig, dass ich noch gar nicht alle meine zukünftigen Ziele kenne. Die Ziele, die ich neben dem PhD-Abschluss vor mir habe, sind ein Unternehmen zu gründen und damit erfolgreich zu sein. Ich möchte damit Menschen eine Chance geben, einen Job zu machen, der ihnen Spaß macht und damit ihr Leben zu verdienen. Das ist für mich ein Riesenziel, dass ich unbedingt erreichen möchte. Ein weiteres Riesenziel ist für mich ganz klar, eine eigene Familie zu gründen. Das Reisen ist ebenfalls ein Ziel von mir, das kann ich mir immer erfüllen.

Welche Charakterstärken benötigst Du für diese Ziele?

Mathias: Geduld und Ausdauer. Ich glaube, dass viele Ziele nur erreichbar sind, wenn man einfach aushält. Ich denke, viele Menschen geben viel zu schnell auf und haben nicht die Ausdauer, Ziele langfristig zu erreichen. Sich ein Ziel zu setzen ist einfach. Es ist wichtig, Ziele auch langfristig zu verfolgen, wie zum Beispiel den PhD über Jahre hinaus, die Ausdauer zu haben und die Geduld, einfach weiterzumachen und an sich zu glauben. Das sind die Eigenschaften, die ich habe und die mir helfen, diese Ziele zu erreichen.

Es ist extrem wichtig, Geduld zu haben. Wir sind es leider schon gewohnt, alles auf Knopfdruck zu haben. Es ist das extrem Geile an unserer aktuellen Zeit, dass wir zum Beispiel per Gorillas oder Flink Lebensmittel binnen zehn Minuten erhalten, oder per Amazon einen Kühlschrank am nächsten Tag. Wir suchen nach der Pille, die uns ultra-schlau, ultra-schlank und super-schön macht. (beide lachen) Aber ich glaube, was wir alle wieder brauchen und lernen müssen, ist geduldig zu sein. Ab und zu brauchen Dinge Zeit. Das ist einfach so. Bestes Beispiel ist die Ernte von Gemüse und Obst. Das braucht ein Jahr, bis es fertig ist. Das ist der Zyklus des Lebens und dafür braucht man ein bisschen Geduld.

Das sind weise Worte. Schreibst Du Deine Ziele auf?

Mathias: Ich schreibe sie auf und zwar auch in mein Notizbuch. Ich glaube es ist extrem wichtig, Ziele zu visualisieren. Was ich auch auf einer Seite in mein Notizbuch aufgeschrieben habe, ist mein Name mit dem Doktor davor. Es ist wichtig, sich Dinge im Geiste vorzustellen und daran zu glauben. Man muss die Dinge solange visualisieren, bis sie Realität werden. Ich glaube fest daran, dass diese Autosuggestion funktioniert. Das Glauben daran hilft auch schon, Dinge zu realisieren.

Was steht auf der letzten Seite von Deinem Notizbuch?

Mathias: Die ist leer, da steht nichts drauf.

Und wenn Du ein Notizbuch ausschreibst? Du hast wahrscheinlich schon einmal ein Notizbuch ausgeschrieben.

Mathias: Das ist jetzt echt witzig, aber nein. Ich höre immer kurz davor auf. Ich schreibe ein Notizbuch nie komplett aus. Das ist ein bisschen so wie bei einem guten Buch. Ich mag es echt nicht, ein wirklich gutes Buch komplett zu Ende zu lesen. Ich habe Angst, dass das Ende zu blöd ist.

Das schaffst Du?

Mathias: Es gibt tatsächlich einige Bücher, die ich nicht komplett zu Ende gelesen habe. Da fehlen mir ein paar Seiten. Ich kann mir schon denken, wie es zu Ende geht, aber ich will es nicht wissen. So verhält es sich auch mit meinem Notizbuch. Ich möchte nicht, dass es zu Ende geht. Es bleibt quasi ein Notizbuch, was ich noch immer benutzen könnte, und ich werfe es auch nicht weg. Wenn es voll wäre, hätte es an sich keinen Sinn mehr, ich könnte es wegwerfen. Es hätte seinen Zweck erfüllt und ich möchte nicht, dass es seinen Zweck erfüllt hat. Ich kann das nicht so einfach erklären.

Ich finde es durchaus nachvollziehbar und das ist die perfekte Aussage zum Schluss, dass Dein Notizbuch nie zu Ende gehen soll. Vielen Dank, lieber Mathias, für die Einblicke in Deine Disziplin und Ausdauer sowie Deine Sicht der Dinge.

Mathias Machnik wohnt und arbeitet in Frankfurt. Er ist als Unternehmensberater tätig, schreibt nebenbei seine Dissertation und gründet zusammen mit einem Freund ein eigenes Unternehmen. Dabei vergisst er nicht, auch einfach zu leben und mit seiner Freundin zu reisen.

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