Charakter der Woche: Carmen Köll

Carmen Köll
Liebe Carmen Köll, Du bist bei Credit Suisse verantwortlich für die globale Marketingstrategie und warst in Deiner Karriere schon in zahlreichen Positionen in großen Konzernen und KMUs für Marketingaufgaben zuständig. Du kennst die Konzernwelt genauso gut wie die Herausforderungen kleinerer Unternehmen und die harte Arbeit, die ein Startup mit sich bringt. Du hast ebenso Agenturerfahrung und von Beginn an Deiner beruflichen Laufbahn mit digitalen Lösungen gearbeitet. Welche Bedeutung hat in diesem Kontext ein Notizbuch für Dich?

Carmen: Mein Notizbuch ist der Sparringpartner für meine Gedanken.

Was steht auf der ersten Seite in Deinem Notizbuch?

Carmen: Mein Lebensmotto: Doing not talking. 

Ich mag nichts weniger als immer nur zu reden und nicht zu handeln. Vielmehr möchte ich mit Taten und Charakter überzeugen, nicht mit leeren Worthülsen oder Blendereien.

Du sprichst von Taten. Welches große Ziel hast Du in Deinem Leben schon erreicht?

Carmen: Etwas Nachhaltiges zu schaffen, ohne mich dabei zu verlieren.

Was genau meinst Du damit?

Carmen: Oft verliert man sich auf dem Weg der Karriere. Oder man vergisst, was man ursprünglich tun wollte. Ich wollte immer reflektiert sein, bei jedem Schritt in meinem Leben. Und mich im Spiegel ansehen können.

Und was genau ist das Nachhaltige, das Du geschaffen hast?

Carmen: Dazu möchte ich kurz ausholen. Ich wollte immer einen Künstler als Partner haben. Meine Freunde haben mir das auch immer geraten. Ich dachte, es wird ein Maler. Letztendlich ist es ein Opernsänger geworden (lacht). 

Ich habe ihn mit aufgebaut. Sein Business ist unser gemeinsames Geschäft. Es ist schön zu sehen, wohin uns das nachhaltig führt.

Mein zweites Beispiel betrifft ebenfalls meine Familie. Unsere Tochter ist unser nachhaltigstes Investment. Primär natürlich, weil sie eine Bereicherung in unserem Leben ist. Und auch, weil wir darauf geachtet haben, dass unsere Familie versorgt ist. 

Wir haben ihr zum Beispiel jetzt schon eine Wohnung gekauft. Ich hoffe sehr, dass sie das später schätzen wird (lacht).

Welche Deiner Charakterstärken haben Dir bei dieser Nachhaltigkeit in Deinem Leben geholfen?

Carmen: Mut und Offenheit für das Leben.

Mutig war ich allein schon damit, dass ich einen Künstler geheiratet habe. Das war schon ein schwerer Weg, ihn in seine Selbstständigkeit zu begleiten. Es kommt nicht immer alles zu dem Zeitpunkt, wo man es sich wünscht.

Ich war auch mutig, als meine Mama gestorben ist. Ich habe damals meinen Job gekündigt, um Zeit für die Sterbebegleitung zu haben. Das ist gleichzeitig auch ein Beispiel für meine Offenheit für das Leben. Darauf kommt es an.

Ich mache einfach das, wovon ich überzeugt bin. Es gibt natürlich immer Zweifel. Wir probieren, nicht zu viel über unsere Schritte nachzudenken, sondern mit einem gesunden Selbstbewusstsein unseren Weg zu gehen.

Wie gehst Du mit diesen Zweifeln um?

Carmen: Die Sterbebegleitung hat hier mein Bewusstsein geschärft. Ich möchte nicht auf mein Leben schauen und denken, ich hätte noch dieses und jenes machen wollen. Ich mache es lieber.

Welches nächste große Ziel möchtest Du erreichen?

Carmen: Ich möchte endlich meinen Doktor machen und ein Buch schreiben.

Das Buch habe ich noch nicht begonnen. Aber dieser Wunsch ist einfach da (denkt nach). Ich habe schon einige Mindmaps und Brainstormings dazu entworfen. Irgendwann werde ich es realisieren.

Und für den Doktor habe ich schon zwei Anläufe hinter mir. Das erste Mal wurde schon sehr konkret an der Wirtschaftsuniversität Wien. Ich war noch ganz im Studierenden-Modus und hatte auch einen Doktorvater. Allerdings hätte ich damals nicht nebenbei arbeiten können. 

Und ich hätte die Gelegenheit gehabt, von meinem früheren Arbeitgeber einen MBA bezahlt zu bekommen. Das hat zeitlich auch nicht gepasst. Es geht mir hierbei nicht um den Titel, sondern um die Reise dorthin. Und die muss einfach in mein Leben passen.

Welche Charakterstärke wird Dir dabei am meisten helfen?

Carmen: Leidenschaft und Kreativität. Bei beiden Zielen werde ich schreiben. Das ist ein kreativer Prozess. Das mag ich sehr.

Warum magst Du es zu schreiben?

Carmen: Das Schreiben ist für mich eine Reise durch die eigenen Gedanken. Ideen manifestieren sich in geschriebenen Worten.

Seit jeher liebe ich das geschriebene Wort. Es ist dem Gesprochenen oftmals erhaben, denn es hat mehr Substanz. Man denkt länger darüber nach, wie man seine Ideen richtig zum Ausdruck bringt.

Doch etwas Geschriebenes klingt nicht nur schön, es kann oftmals auch anmutig und stolz aussehen. Und dabei gibt vor allem die eigene Handschrift so viel über das Innere des Menschen Preis.

Zurück zu Deinen persönlichen Notizen. Was steht auf der letzten Seite Deines Notizbuchs?

Carmen: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

Liebe Carmen Köll, vielen Dank für diese bedeutsamen Einblicke in Dein kreatives Privat- und Berufsleben, das wohl sehr wirksam ineinandergreift.

Mag. (FH) Carmen Köll lebt und arbeitet mit ihrem Mann Ilker Arcayürek und ihrer gemeinsamen Tochter Stella in der Schweiz. Sie ist eine erfolgreiche Marketing-Managerin, die täglich mit viel Energie die Herausforderungen eines anspruchsvollen Jobs, der reisenden Tätigkeit ihres Mannes und das Aufziehen ihrer kleinen Tochter meistert. Mit ihren Kärntner Wurzeln engagiert sie sich zudem in Zürich für das Netzwerk Weltkärntner.

www.ilkertenor.com

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