Charakter der Woche: Brigitte Auer-Karl

Liebe Brigitte Auer-Karl, Du bist sehr international orientiert und machst berufsbegleitend Deinen PhD in International Business Management an der SMBS Salzburg in Kooperation mit der University of the Sunshine Coast in Brisbane. Beim Verfassen einer Dissertation ist Schreiben sehr wichtig. Welche Bedeutung hat für Dich ein Notizbuch?

Brigitte: Das hat für mich eine sehr große Bedeutung. Ich habe bei mir zu Hause eine große Menge an Notizbüchern stehen und für mein Studium habe ich ein eigenes Notizbuch. Ich schreibe dort meine Gedankengänge für meine Doktorarbeit hinein und alle Ideen, die mir zwischendurch kommen. Wenn ich mich mit meiner Doktormutter treffe, schreibe ich ebenfalls alle wichtigen besprochenen Inhalte dort hinein. Weitere Notizbücher, die ich habe, nutze ich beruflich. Ich habe für jedes Projekt ein eigenes Notizbuch. Für mich ist es immer ganz wichtig, in diesem Notizbuch alles hineinzuschreiben, was dieses Projekt betrifft. Ich kann im Anschluss nachlesen, wie sich das gesamte Projekt gestaltet hat und mit welchen Ideen ich zum Ziel gekommen bin. Notizbücher sind für mich also sehr, sehr wichtig und sie bieten für mich eine Art Entschleunigung, da ich sehr viel am Computer sitze. Am PC wird alles digital abgespeichert. Bei mir kam es hin und wieder vor, dass der Computer versagt hat, und Dinge am Laptop nicht mehr auffindbar waren. Ein Notizbuch schlägst Du auf, Du schaust hinein und Deine Gedankengänge sind plötzlich wieder da. Das Notizbuch ist das Analoge vom Laptop.

Du verwendest also mehrere Notizbücher, das heißt eines pro Projekt. Wieviele Notizbücher hast Du parallel in Verwendung?

Brigitte: Ich müsste diese in meinem Home Office abzählen, was voll von Notizbüchern ist. Es sind auf jeden Fall mehrere. Ich verwende sie über einen längeren Zeitraum, das heißt solange bis ein Projekt abgeschlossen ist. Dann mache ich auch das jeweilige Notizbuch zu. Sollten dann noch Seiten übrig sein, ist dies egal, da es immer ein Notizbuch pro Projekt ist. Ich habe auch im Studium pro Fach ein Notizbuch gehabt sowie für die Abschlussarbeit eines, in dem alle meine Ideen zusammengekommen sind.

Beruflich lege ich sehr viel Wert auf ein Notizbuch, das ich für Kundenbesuche verwende. Warum jetzt ein Notizbuch und nicht mehrere? Dieses Notizbuch hat einen schönen Ledereinband, den ich flexibel für sämtliche Notizbücher verwenden kann. Ich finde es immer sehr wertschätzend gegenüber meinen Kundinnen und Kunden, wenn ich mit einem schönen Notizbuch vor ihnen sitze und mir Notizen mache. Ich habe einmal versucht, am iPad mitzuschreiben, und hatte das Gefühl, dass es anders vom Kunden angenommen wurde, als meine Mitschrift im Notizbuch. Meiner Erfahrung nach kommt dies beim Kunden ganz anders an.

Was steht auf der jeweils ersten Seite Deiner Notizbücher?

Brigitte: Ich habe gerade das Notizbuch von meinem Doktorat vor mir liegen. Auf der ersten Seite habe ich meistens einen Motivationsspruch. Ich verwende dazu verschiedene Sticker mit derartigen Sprüchen. Für meine Doktorarbeit habe ich als bekennender Star Wars-Fan von Meister Yoda einen Spruch auf die erste Seite geklebt (lacht): „Do. Or do not. There is no try.“

Nutzt Du in Deinen anderen Notizbüchern die erste Seite auch für Motivationssprüche?

Brigitte: Ja, ich verwende immer Sticker dafür. Ich habe zum Beispiel ein berufliches Notizbuch mit dem Spruch: „Whatever the problem, be part of the solution.“ Sie bringen mich dann immer zum Schmunzeln, wenn ich auf die erste Seite blättere. Das finde ich eine feine Sache.

Wie schreibst Du in Deine Notizbücher grundsätzlich hinein? Finden sich zwischendurch ebenfalls Motivationssprüche?

Brigitte: Die Motivationssprüche sind immer auf der ersten Seite. Nachdem die Sticker ungefähr fünfmal fünf Zentimeter groß sind, ist auf der ersten Seite jeweils noch sehr viel Platz (lacht). Was ich während eines Studiums immer ins Notizbuch schreibe ist, wie es sich anfühlt, wenn ich dann fertig bin. Welche Situation würde sich darstellen, und was sind meine Gefühle.

Du bist mitten in Deinem Doktoratsstudium. Welche großen Ziele hast Du bisher erreicht?

Brigitte: Sehr, sehr viele Ziele. Ich wollte einmal so weit wegreisen, wie es nur geht. Ich war damals mit meiner besten Freundin in Neuseeland, was ein großes Ziel von uns war. Wir sind dort hingeflogen, obwohl wir kein Wort Englisch konnten. Wir sind trotzdem durch das Land getrampt und haben eine wunderbare Zeit erlebt. Das war vor vielen Jahren ein Ziel. Hätte ich es damals nicht gemacht, würde ich es jetzt machen. Und, Du wirst erstaunt sein (lacht), ich habe tatsächlich eine Bucket List, auf der einige Dinge oben stehen, die ich abgesehen vom Studienabschluss und vom Beruflichen noch erreichen will. Zum Beispiel möchte ich einmal auf der Chinesischen Mauer stehen. Ein weiteres Ziel ist gleichzeitig meine Belohnung nach erfolgreichem Abschluss meines Doktorats: Ich möchten den Privatpilotenschein machen.

Wie bist Du darauf gekommen, dass Du den Privatpilotenschein machen möchtest?

Brigitte: Ich habe schon immer eine Leidenschaft fürs Fliegen gehabt. Ich bin mehrmals mit Fluglehrer geflogen, zuerst mit dem normalen Segelflieger, danach mit dem kleinen Motorflieger. Für mich ist oben in der Luft alles so friedlich und ruhig, man sieht hinunter, alles ist so weit entfernt und das vermittelt mir das Gefühl von Freiheit.

Ein weiteres Ziel von mir ist, einen Parabelflug zu machen. Ich habe dies in einer Dokumentation gesehen. Durch einen Sturzflug wird ein paar Sekunden Schwerelosigkeit erzeugt. Das möchte ich einmal erleben.

Deine Ziele haben sehr oft mit Reisen und Reisedestinationen zu tun. Wenn Du an Deine Neuseelandreise denkst, welche Deiner Charakterstärken haben Dir geholfen, dass Du sie einfach mit Deiner besten Freundin gemacht hast?

Brigitte: Zuallererst positives Denken aufgrund dessen, dass wir kein Wort Englisch gesprochen haben. Wir haben nur den Flug und keine Hotels gebucht. Wir wollten uns erst umsehen, nachdem wir in Auckland angekommen waren. Wir haben dann eine Busrundreise gemacht, konnten an den verschiedenen Orten aussteigen und nach ein paar Tagen wieder weiterfahren. Wir haben uns anschließend die Unterkunft immer kurzfristig gesucht, wie Rucksacktouristen. Wir haben auch ein paar Worte Englisch gelernt und es war eine wirklich beeindruckende Reise. Wir bekamen sogar beide in Neuseeland einen Job angeboten und hätten dortbleiben können. Wir sind aber beide wieder zurück nach Österreich gekommen.

Wie lange ward Ihr in Neuseeland unterwegs?

Brigitte: Wir waren einen Monat dort. Wir waren damals 18 Jahre alt. Das war unsere erste große Reise.

Wie ist es Dir nach Deiner Rückkehr aus Neuseeland ergangen, nachdem das ein großes Ziel für Dich damals war, was Du erreicht hast? War es ein einschneidendes Erlebnis für Dich?

Brigitte: Ja, es war tatsächlich ein einschneidendes Erlebnis. Ich hatte nach meiner Rückkehr aus Neuseeland sogar einen umgekehrten Kulturschock. Es hat mir gezeigt, dass es nicht nur Österreich gibt, sondern auch die große weite Welt. Ich habe anschließend berufsbegleitend Marketing und Sales studiert und den MBA gemacht. Ich bin beruflich international tätig und reise dementsprechend nicht nur privat. Ich bin damit rundum glücklich.

Kommen wir zu Deiner Bucket List. Welche Deiner Charakterstärken werden Dir für die Realisierung helfen?

Brigitte: Erstens Geduld. Ich kann nicht sofort mit dem Privatpilotenschein starten, da ich zuerst mein Doktorat beenden möchte für diese Belohnung. Wenn ich anschließend meinen Privatpilotenschein starte, wird es Zielstrebigkeit sein, damit ich ihn in der für mich vorgegebenen Zeit abschließen werde.

Welche Zeit hast Du Dir dafür vorgenommen?

Brigitte: Ich möchte ihn so schnell wie möglich abschließen (lacht). Ich habe gehört, dass es ungefähr ein halbes Jahr bis Jahr dauert. Das heißt, in meinem Fall wird es eher das halbe Jahr werden.

Hinsichtlich Charakterstärken im Rahmen meines Doktoratsstudiums hat mir noch jemand Folgendes genannt: Demut vor der Sache. Das ist bei mir hängengeblieben. Es zeigt mir, dass man nicht alles im Leben wissen kann, man muss Demut vor der Sache haben. So habe ich es interpretiert.

Gibt es ein weiteres Reiseziel von Dir, was noch vor Dir liegt?

Brigitte: Ganz klar Australien, um dort an der Universität meine Dissertation voranzubringen und abzuschließen. Da die Reise dorthin entsprechend weit ist, habe ich zudem Bangkok als Zwischenstopp im Kopf.

Dein Doktoratsstudium ist das Stichwort, um zu Deinen Notizbüchern zurückzukommen. Was steht auf der letzten Seite Deiner Notizbücher, die Du ausschreibst?

Brigitte: Heute steht nichts mehr auf der letzten Seite. Früher habe ich dort die Visitenkarten der Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer hineingeklebt. Das heißt, auf der letzten Seite standen die Kontaktpersonen inklusive ihrer Kontaktdaten. Mittlerweile habe ich sämtliche Kontaktdaten am Computer gespeichert.

Ergänzt Du manchmal etwas in Deinen Notizbüchern zu abgeschlossenen Projekten?

Brigitte: Nein, abgeschlossen ist abgeschlossen. Ich schlage allerdings sehr, sehr gerne nach. Wenn ich zum Beispiel ein Projekt beginne, was einem abgeschlossenen ähnlich ist, dann sehe ich in diesem Notizbuch gerne nach, wie ich dabei vorgegangen bin, welche Gedankengänge ich gehabt habe, um zu dem Ergebnis zu kommen. Ich sortiere meine Notizbücher nach Erfolgen (lacht). Ich markiere die Notizbücher meiner erfolgreichen Projekte, um meine Gedankengänge dazu nachzuschlagen. Wie Du heraushörst dienen meine Notizbücher dazu, meine Gedankengänge zu erfassen. Ich übertrage sie nicht auf den Computer. Teilweise sind auch Kritzeleien dabei oder Eselsbrücken, damit ich mir Dinge leichter merke. Sobald ich etwas niedergeschrieben habe, merke ich es mir grundsätzlich leichter im Vergleich dazu, wenn ich etwas am Computer schreibe.

Das heißt, Du siehst immer wieder in Deinen Notizbüchern nach?

Brigitte: Ja, ich sehe immer wieder nach. Deswegen habe ich ein schönes Bücherregal in meinem Home Office. Ich hebe alle meine Notizbücher auf und daher ist mein Büro auch voll davon (lacht). Sie sind für mich wie Nachschlagewerke.

Nach welchen Kriterien suchst Du Deine Notizbücher aus?

Brigitte: Meine Notizbücher müssen zum Anlass passen. Zu meinen Kundinnen und Kunden nehme ich, wie gesagt, ein besonders schönes Notizbuch mit einem wiederverwendbaren roten Ledereinband mit. Mein Notizbuch für das Doktorat ist im A4-Format und hat ebenfalls einen Ledereinband, weil für mich das Studium einen großen Wert hat. Da ich sehr viel unterwegs bin und auf Flughäfen in den Bookshops sehr viele Notizbücher angeboten werden, kann ich an einem schönen Notizbuch nicht vorbeigehen. Da ist schnell einmal ein Notizbuch gekauft.

Vielen Dank, liebe Brigitte, für diese abschließenden Worte, die Deine Reisefreude und Deine Notizbücher perfekt miteinander verbinden!

Brigitte Auer-Karl ist sehr international orientiert, was sie in vielfältiger Hinsicht auslebt, wie etwa in ihren zahlreichen Reisen. Aus diesem Grund befasst sie sich auch in ihrer Dissertation, die sie an einer australischen Universität verfasst, mit interkulturellen Aspekten. Zudem hat sie eine große Leidenschaft fürs Fliegen. Sie hebt alle ihre Notizbücher auf einem Bücherregal auf, da sie ihr als Nachschlagewerke dienen. Brigitte lebt mit ihrem Mann in Graz.

Zu den Design-Notizbüchern