Charakter der Woche: Joachim Kurz

Joachim Kurz
Lieber Joachim Kurz, Du bist in der Politikberatung tätig und schreibst bei bestimmten Gesprächen gerne mit. Welche Bedeutung hat für Dich ein Notizbuch?

Joachim: Wenn ich darüber nachdenke, ist es interessant, wie sich die Bedeutung des Notizbuchs geändert hat. Früher war es das Medium für alle Mitschriften bei Gesprächen und Meetings. Das hat sich durch die Digitalisierung geändert. 

Informationen, die schnell verarbeitet und die im Team geteilt werden müssen, schreibe ich digital auf. Das Notizbuch selbst hat für mich mehr die Funktion, persönliche Gedanken, Ableitungen, Überlegungen niederzuschreiben. Früher war es wirklich der Collegeblock, wo ich mir alle Notizen gemacht habe. Heute ist davon ein Teil ins Digitale abgewandert, aber die Qualität und persönliche Bedeutung des Notizbuchs ist gestiegen.

Das heißt, Du kombinierst digitale und handschriftliche Notizen?

Joachim: Genau. Ich mache alle digitalen Notizen aus Zeit- und Effizienzgründen. Ich finde es aber wesentlich höflicher und wertschätzender in persönlichen Gesprächen, wenn ich in meinem Notizbuch mitschreibe, anstatt hinter einem aufgeklappten Laptop zu sitzen, der automatisch eine Barriere bildet. 

Genau deshalb wird ein Notizbuch auch nie verschwinden. In der Kommunikationswissenschaft gibt es das Riepel’sche Gesetz, wonach ein vorhandenes Medium nicht verschwindet, sondern lediglich verdrängt wird. So gibt es heute noch Steintafeln oder Kirchenglocken, auch wenn ihre Funktion für die Kommunikation heute eine völlig andere ist. 

Aber zurück zum Thema (lacht): Ein Notizbuch ist für mich heute mehr Tagebuch als Collegeblock.

Verwendest Du ein Notizbuch oder mehrere?

Joachim: Ich verwende immer EIN Notizbuch. Und wenn das voll ist, dann das nächste (lacht).

Verwendest Du Dein Notizbuch ausschließlich im beruflichen Kontext?

Joachim: Nein, mein Notizbuch ist für Berufliches und Privates da, das vermischt sich. Wenn ich zum Beispiel interessante Bücher und Passagen lese und interessante Gedanken dazu habe, kommen diese auch ins Notizbuch.

Was steht auf der ersten Seite in Deinem Notizbuch?

Joachim: Name und Telefonnummer. Ich denke, wenn es einmal verloren geht weiß man, an wen man es retournieren kann. Vielleicht sind wir noch von unserer Schulzeit geprägt, als wir auf jedes Heft unseren Namen draufschreiben mussten (lacht).

Du hast erwähnt, dass Du unter anderem persönliche Gedanken und Überlegungen notierst. Welche großen Ziele hast Du in Deinem Leben schon erreicht?

Joachim: Das Schöne an großen Zielen ist, wenn man daran ist, sie zu erreichen, haben sie sich schon längst verschoben. Um etwas konkreter zu werden, sowohl im Privaten als auch im Beruflichen gibt es Ziele, die ich mir gesetzt und erreicht habe. 

Worauf ich stolz bin ist, dass ich als erster Mitarbeiter unseren 365 Sherpas Standort in Wien erfolgreich mitaufgebaut habe. Ich war als Allererster im mehr oder weniger leeren Büro zu Beginn, hatte mit dem ersten Kunden Kontakt, das erste E-Mail geschrieben und damit den Standort mitgegründet. 

Mittlerweile sind wir sehr etabliert, ein auf allen Positionen gutes Team und haben einen schönen Kundenstock. Darauf bin ich sehr stolz, weil wir uns das so vorgenommen und auch erreicht haben. Aber wie gesagt, wenn man das Ziel erreicht hat, dann verschiebt es sich und man hat wieder neue Ziele vor Augen. Es gibt dann nichts, was man einfach so abhakt. So sehe ich es in der Retrospektive.

Das bringt mich natürlich gleich zu der Frage, welche großen Ziele Du in Zukunft erreichen möchtest?

Joachim: Das möchte ich etwas genereller beantworten. Für mich ist es immer ein Ziel, zu etwas Positivem einen relevanten Beitrag zu leisten. Das kann zum Beispiel die politische Kultur sein, das heißt den Austausch zwischen Politik und Wirtschaft ein Stück weit evidenzbasierter, transparenter und professioneller zu machen. 

Es ist mir wichtig, etwas Sinnstiftendes zu tun, beziehungsweise in dem, was ich mache, Sinn zu sehen.

Wenn Du Deine Ziele insgesamt betrachtest, welche Deiner Charaktereigenschaften haben Dir bis dato geholfen und helfen Dir jetzt, diese zu erreichen?

Joachim: Mein Umfeld bescheinigt mir immer wieder, dass ich sehr ausgleichend in Teams wirke. Ich denke das ist positiv, denn „teamwork makes the dream work“. Ich bin auch ausdauernd und niemand, der schnell die Flinte ins Korn wirft.

Was steht auf der letzten Seite von Deinem Notizbuch?

Joachim: Noch nichts (lacht).

Ich formuliere die Frage gerne um. Was steht auf der letzten Seite in Deinen ausgeschriebenen Notizbüchern?

Joachim: Ich habe immer ganz simple Notizbücher und auf der letzten Seite steht immer die letzte Notiz und dann beginne ich das nächste.

Hebst Du Deine Notizbücher auf und sammelst sie?

Joachim: Ja, ich beschrifte sie jeweils auf dem Buchrücken. Sie bekommen von mir einen Kleber mit dem konkreten Zeitraum. Damit weiß ich, wo ich was nachsehen kann.

Kommst Du auch in Situationen, wo Du etwas nachschaust?

Joachim: Ja, doch. Nachdem ich bereits mit digitalen und handschriftlichen Notizen arbeite, versuche ich wirklich alles Händische ins Notizbuch zu schreiben und nicht noch weitere Blöcke oder Zettel zu verwenden. 

Da zählen auch meine Gedanken zu einem Buch dazu, das ich gerade lese. Das kommt alles hinein. Ich weiß dann ungefähr, in welchem Jahr ich ein bestimmtes Buch gelesen und mir drei Zitate herausgeschrieben habe. Oder wann es ein wichtiges Gespräch gab, das ich zusammengefasst habe. Das schaue ich ebenfalls nach.

Lieber Joachim, vielen herzlichen Dank für Deine Überlegungen über die Vorteile von jeweils digitalen und handschriftlichen Notizen und die Anregung, ausgeschriebene Notizbücher außen zu datieren, um Mitschriften rasch wiederzufinden.

Joachim Kurz ist Senior Associate und Teamleiter bei 365 Sherpas in Wien. Er nutzt für seine Notizen je nach Kontext sowohl digitale Medien als auch ein Notizbuch. Er ist der Meinung, dass sich die Bedeutung von Notizbüchern geändert hat und sie nie gänzlich ersetzt werden können. Joachim lebt mit seiner Familie in Niederösterreich.
www.365sherpas.com

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