Charakter der Woche: Anita Panov

Anita Panov
Liebe Anita Panov, Du leitest aktuell noch den Einkauf für Rohstoffprodukte in der Produktionsindustrie, befindest Dich in Transition zu Deiner neuen Position als Sustainability Managerin und verfasst parallel dazu Deine Dissertation im Bereich International Business Management. Welche Bedeutung hat hier ein Notizbuch für Dich?

Anita: Für mich hat ein Notizbuch eine haptische Bedeutung. Wenn ich viel unterwegs bin, habe ich eher ein Notizbuch als einen Computer dabei. Ich schreibe noch sehr viel mit. To-dos schreibe ich zum Beispiel immer auf. Manche davon sind sehr groß, auf diese Weise habe ich sie immer dabei. 

Ich benutze mehrere Notizbücher: eines für die Arbeit, eines für die Uni, eines für ein eigenes spezielles Projekt. Ein Notizbuch habe ich bereits für meine neue Stelle bereitgelegt. Ich benutze auch digitale Notizen, das heißt OneNote für Protokolle in der Arbeit.

Was steht auf der jeweils ersten Seite Deiner Notizbücher?

Anita: Da stehen immer mein Name und irgendwelche Passwörter. Das sollte man eigentlich nicht machen (lacht). Ich notiere auch immer meine Kontaktdaten, falls mein Notizbuch verloren geht, was noch nie passiert ist. Ich schreibe sie auf den Vorsatz, also auf die wirklich allererste Seite im Notizbuch. Vor OneNote habe ich meine Notizbücher auch mit Start- und Enddatum beklebt und alle gesammelt. 

Hast Du in Deinen gesammelten Notizbüchern auch etwas nachgelesen?

Anita: Manche Notizbücher habe ich bei bestimmten Projekten länger gehabt. Da habe ich schon hin und wieder in den ausgeschriebenen nachgeschaut.

Welches große Ziel hast Du in Deinem Leben schon erreicht?

Anita: Eine Familie zu gründen. Ich wollte immer Kinder haben. Kinder sind ein extremes Langzeitprojekt (lacht). Da ist nicht immer alles aus Zucker. Als meine Kinder klein und süß waren, dachte ich nicht daran, dass sie einmal Teenager werden, was jetzt der Fall ist.

Für private Zwecke benutze ich übrigens keine Notizbücher. Bei meinem Jobwechsel werde ich ein Notizbuch brauchen, das ist für mich so eine Strukturstütze. Da schreibe ich auch Schnapsideen auf, die ich zwei Wochen später abrufen kann. Es hilft mir, mich daran zu erinnern, welche Gedankengänge ich hatte, damit ich nicht immer dasselbe durchlaufe. 

Abgesehen von meinem Lebensziel einer eigenen Familie habe ich mein erstes Studium beendet. Danach habe ich seinerzeit in den USA im Einkauf von Metallen begonnen, das war etwas ganz Neues für mich und mit viel Lernen verbunden. Jetzt verlasse ich den Einkauf nach sechzehn Jahren. Ich habe als Sachbearbeiterin, als Junior Buyerin angefangen, dann wurde ich Managerin mit regionaler Verantwortung und leite jetzt die größte Commodity Produktgruppe als einzige Frau in meinem Umfeld.

Welche Deiner Charakterstärken haben Dir bei der Erreichung Deiner bisherigen Ziele geholfen?

Anita (überlegt): Lernfähigkeit – Adaption und Lernfähigkeit. Das ist für mich wirklich das Wichtigste. Es erlaubt mir auch, an mir selbst zu arbeiten, weil man immer lernen kann. Bei uns in der Familie hieß es immer, dass man nur mit harter Arbeit etwas erreichen kann. Das trifft bei mir zu.

Leitest Du davon auch eine andere Stärke ab?

Anita: Ich weiß nicht, Sturheit (lacht)? Nicht aufgeben oder nicht zu früh aufgeben. In diesem Zusammenhang ist Lernfähigkeit wieder wichtig. Wenn man irgendwann nicht weiterkommt, muss man sich anpassen. In Gruppen zum Beispiel ist die Bereitschaft zu lernen wichtig, damit sie innovativ und kreativ sind. 

Man sollte nie aufgeben und etwas mehrmals versuchen, um daraus zu lernen. Was ich überhaupt nicht habe, aber versuche mir anzueignen, ist Geduld. Was ich auch gelernt habe ist, dass man nicht alles lernen kann. Manches kommt mit der Erfahrung. Aber ich versuche zu lernen, geduldig zu sein.

Was ist Dein nächstes großes Ziel in Deinem Leben?

Anita: Meine Dissertation so schnell wie möglich fertigzustellen (lacht). Ein weiteres großes Ziel, dass ich gerade erreicht habe, ist der Wechsel vom Einkauf zu Sustainability. Im Einkauf habe ich so viel Erfahrung gesammelt, dass ich es nun an der Uni unterrichte, und auch die Idee mit der Nachhaltigkeit bekommen. 

Nach so vielen Jahren im Einkauf wollte ich mich irgendwann weiterentwickeln. Das schaffe ich jetzt mit einem großen Sprung. Und jetzt möchte ich die Dissertation abschließen. Ich dachte ursprünglich, dass ich für den Karrieresprung die fertige Dissertation benötige, aber es ist jetzt tatsächlich umgekehrt.

Wieso bist Du überrascht, dass es umgekehrt gekommen ist?

Anita: Wenn man so spezialisiert ist wie ich mit Rohmaterial und Einkauf, ist das sehr selten. Wir bekommen theoretisch immer Jobs und Angebote in diesem Bereich. Mein Ziel des Wechsels ist vielleicht etwas philosophisch, aber ich möchte mit meinem neuen Schwerpunkt Nachhaltigkeit der Welt etwas zurückgeben. 

In Zusammenhang mit Metallen und Rohstoffen ist Recycling wichtig. In der Produktion gibt es viele Recyclate, die zurückgeführt werden können. Dieser Umstand hat mich dazu bewogen, mich in diese Richtung zu bewegen. Was kann ich der Welt Gutes zurückgeben, und wie kann ich die Welt verbessern? So kam die Idee mit der Doktorarbeit. Ich möchte mich voll und ganz auf diesen Bereich konzentrieren – mit Job und Studium.

Welche Deiner Charakterstärken helfen Dir für den Abschluss der Dissertation?

Anita: Stures Lernen. Sich in Geduld üben, das wovon ich ganz wenig habe (lacht).

Du knüpfst an vorher an, verstehe ich das richtig?

Anita: Ja, manchmal möchte ich auch nur spazieren gehen und Freunde sehen und ich habe noch dazu Familie mit zwei Teenagern. Das Gute daran ist, dass ich mich auf Grund dieser vielen Dinge nicht wegen Kleinigkeiten aufrege. Für mich ist es wichtig, strukturiert und diszipliniert zu sein. Das habe ich vorher nicht gesagt. Man muss sich die Zeit gut einteilen und sich daran halten.

Wie gestaltest Du Deine Notizbücher, die Du für Arbeit und Studium verwendest?

Anita: Zwischen der ersten und letzten Seite zeichne ich immer wieder gerne kleine Doodles, zum Beispiel beim Telefonieren. Ich nenne dies unterbewusstes Kritzeln. Meine Kinder lachen immer darüber.

Wie sehen solche Doodles bei Dir aus?

Anita: Es können Blümchen sein, Spinnen, irgendwelche Klamotten. Ich wollte früher Kunst oder Design studieren. Ich denke nicht viel darüber nach. Manchmal sind es auch Ornamente oder Strichmuster. Jedenfalls sieht es verziert aus, mädchenhaft verziert (lacht). 

Das kann man bei den digitalen Notizbüchern nicht haben. Abgesehen von der Haptik könnte ich eigentlich alles digital notieren. Aber wenn ich schreibe, bleiben meine Notizen durch die grafische Darstellung der Wörter eher in meinem fotografischen Gedächtnis. 

Selbiges habe ich auch schon von anderen Seiten gehört. Mir bleibt das Geschriebene im Kopf hängen und wenn ich bestimmte Notizen suche, rufe ich das aus meinem fotografischen Gedächtnis ab. Das geht im elektronischen Notizbuch nicht, da kann ich auch nicht blättern. Bücher sind zwar schwer und unbequem, aber die Erfahrung des Wiederfindens ist eine komplett andere. Wenn ich etwas ganz Neues lerne oder erfahre, ist das Notizbuch viel einfacher.

Was steht auf der letzten Seite Deiner Notizbücher?

Anita: Früher habe ich am Schluss eingesammelte Visitenkarten hineingeklebt. Wenn es nicht anders geht, klebe ich tatsächlich Sachen hinein, damit ich sie nicht verliere. Ansonsten schreibe ich einfach das Notizbuch aus und starte das nächste.

Anita Panov befindet sich gerade in der Transition von der Commodity Managerin im Einkauf zur Sustainability Managerin als Stabstelle bei TE Connectivity. Nebenbei lehrt sie an der dualen Hochschule DHBW Mannheim und verfasst ihre Dissertation zum Thema Sustainability Management in Manufacturing Companies. Mit ihrem neuen Schwerpunkt möchte sie die Welt ein Stück verbessern. Anita lebt mit ihrer Familie in Mannheim.

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