Charakter der Woche: Dietmar Scheiner

Lieber Dietmar Scheiner, Du arbeitest für die Wr. Städtische und Donauversicherung innerhalb der Betriebsorganisation an Projekten wie zum Beispiel aktuell die Robotik-Automatisierung. Welche Bedeutung hat in diesem Umfeld ein Notizbuch für Dich?

Dietmar: Es ist sehr praktisch. Ich schreibe auf einem Collegeblock und mit dem bin ich deutlich flexibler. Ich kann einfach mitschreiben. Und ich schreibe nicht nur Text, sondern mache auch Zeichnungen. Und bei manchen Meetings mache ich mir auf meinem Block schon Gedanken über andere Dinge (lacht). Ich empfinde das Mitschreiben als sehr persönlich. 

Was genau meinst du damit, dass Du mit dem Schreiben flexibler bist?

Dietmar: Ich kann in meinen Block alles einfach hineinschreiben. Digital muss man immer kategorisieren zum Beispiel in OneNote. Ich mag nicht immer Kategorien vergeben müssen. Auf meinem Block bin ich komplett flexibel, was ich schreibe. Ich habe alle Möglichkeiten. Und es ist mein Eigentum. Mein Collegeblock ist sehr privat.

Was steht auf der ersten Seite Deines Collegeblocks?

Dietmar: Ich lasse die erste Seite immer leer. Ich wünsche mir nämlich für die erste Seite immer eine schöne Zeichnung. Und da ich selbst nicht besonders gut zeichnen kann (lacht), gebe ich meinen Collegeblock dann jemand anderem. Diese Person zeichnet dann in meinem Beisein hinein. Einfach so aus der Hand gebe ich den Block nicht, da er sehr persönlich für mich ist.

Ich habe derzeit ein Bild vom Stift Melk auf der ersten Seite. Das hat mir meine Freundin hineingezeichnet.

Was macht dieses Bild mit Dir, wenn Du es beim Aufschlagen siehst?

Dietmar: Ich denke an die Person, die es gezeichnet hat. Und ich denke an die Situation, in der das Bild entstanden ist. Ich habe mit dieser Person dann während des Zeichnens eine gute Zeit verbracht. So eine Zeichnung passiert immer in einer lustigen Runde (lacht). Diese Entstehungsgeschichte ist dann sofort präsent bei mir.

Welches große Ziel hast Du in Deinem Leben schon erreicht?

Dietmar: Großes Ziel, das kann man so nicht sagen. Mir sind bisher schon viele gute Dinge passiert. Ich wollte zum Beispiel früher als Kind Profisportler werden, also mit Sport wirklich Geld verdienen. Ich war dann mit fünfzehn Jahren Fußballer und habe mein erstes Geld verdient. Damit war das für mich erreicht und erledigt.

Für die Studienzeit, also für danach, wollte ich unbedingt eine Führungsposition in einem Unternehmen einnehmen. Mir gefällt es einfach, Verantwortung zu übernehmen. Das ist dann zwei Jahre nach dem Studium Realität geworden. Ich wurde wirtschaftlicher Leiter eines Ärztezentrums. Für mich war das damals total überraschend, dass ich nach meiner Bewerbung tatsächlich die Zusage erhalten habe. Ich war und bin immer optimistisch, offen und kann gut mit anderen Leuten umgehen. Wahrscheinlich haben Sie mich deshalb genommen (lacht).

Es gibt immer wieder neue Ziele. Oder besser gesagt, eine Aneinanderreihung von Zielen je nach Lebenssituation. Ich finde, wenn man etwas erreicht hat, muss man in seinem Plan nachjustieren, neue Ziele suchen und finden.

Welche Deiner Charakterstärke hat Dir dabei geholfen, Deine Ziele bisher zu erreichen?

Dietmar: Ich bin sehr offen und optimistisch. Also was ich vorhin schon gesagt habe (lacht). Ich bin überzeugt, dass mich das immer weitergebracht hat. Ich versuche, mich nicht zu ärgern über Sachen, die ich nicht ändern kann. Ich trage eine positive Grundeinstellung in mir. Das ist irgendwie schwierig für mich, in Worte zu fassen. Am besten beschreibt es der Gedanke, „es wird schon werden.“

Ich denke mir oft in einer blöden Situation, wenn ich mit achtzig oder neunzig Jahren darauf zurückschaue, dann wirkt sie sehr lächerlich. Ich folge dann einfach meinem großen Urvertrauen, dass das Richtige schon passieren wird.

Ich habe in meinem Leben oft Glück gehabt. Ich bin allerdings überzeugt davon, dass man sich Glück verdienen muss.

Wie hast Du Dir Dein Glück verdient?

Dietmar: Wie man sich Glück verdienen kann, ist wohl Ansichtssache.

Wenn ich meinen Werdegang betrachte, dann bin ich wieder bei meiner positiven Grundeinstellung. Ich habe als Jugendlicher die Schule gewechselt. Ich war zuerst auf dem Gymnasium. Ich bin dann in die Hauptschule gegangen mangels Erfolg. Im Anschluss daran bin ich Sozialpädagoge geworden.

Somit war ich für einen Beruf ausgebildet, statt einfach nur die Matura zu haben. Und dann habe ich am IMC Krems zu studieren begonnen. Gesundheitsmanagement gab es zuvor als Studiengang noch nicht. Wenn ich die gymnasiale Matura gemacht hätte, wäre diese Fachrichtung noch nicht im Angebot in Krems gewesen. Das war mein Glück des Durchfallens (lacht).

Scheitern passiert nun einmal. Es geht trotzdem weiter. Man muss eine Situation so nehmen, wie sie ist. Und das hat mich immer zu meinem Glück geführt.

Welches nächste große Ziel möchtest Du erreichen?

Dietmar: Ich wünsche mir eine glückliche Familie. Kann man das als Ziel so erreichen?

Man verändert sich mit der Zeit. Zuerst weiß man nicht, in welcher Stadt oder in welchem Land man gerade ist. Dann arbeitet man bis zum Umfallen. Damit verliert man den Kontakt zu allem, was einem wirklich wichtig ist. Und dann erkennt man, dass es finanziell mehr als gut läuft und dass man auch mit weniger gut leben kann. Und dafür arbeitet man am Wochenende nicht mehr. Dann erkennt man, was man wirklich braucht.

Das Ziel mit der glücklichen Familie kann man im Grunde schon erreichen. Auf ein Ziel muss man hinarbeiten. An sich selbst arbeiten. Es wird nicht von selbst kommen… Bei meinem Glück vielleicht schon (lacht).

Was genau meinst Du mit, „an sich selbst arbeiten“?

Dietmar: Es geht meistens darum, seinen Fokus zu ändern. Man muss Gewohnheiten aufgeben, um bestimmte neue Dinge zu erreichen.

Für mich ist es zum Beispiel nicht mehr wichtig, permanent im Büro zu arbeiten. Das ist für ein glückliches Familienleben sehr hilfreich (lacht).

Wie kommst Du mit Deinen Notizen zu Deinen Zielen?

Dietmar: Beruflich schreibe ich in Meetings alles mit. Das bringt mich inhaltlich bei meinen Projekten natürlich weiter.

Ich hatte einmal eine Phase, in der ich mich künstlerisch verwirklichen wollte. Ich habe ständig Ideen aufgeschrieben und daraus ein Kabarett geformt. Dieses Unterfangen war nur leider nicht so erfolgreich (lacht).

Indirekt hat das Mitschreiben für meine Ziele die Bedeutung, dass ich damit Ideen sammle. Und diese Ideen tragen dazu bei, dass ich weiterkomme.

Im Sport habe ich mir einen Trainingsplan notiert. Ich habe Entwürfe gemacht für meine eigene Marke. Das hat mich für meine Ziele im Sport fokussiert.

Was steht auf Deiner letzten Seite?

Dietmar: Natürlich der letzte Eintrag (lacht). Ich schreibe meinen Block immer komplett aus. Wenn er voll ist, ist er voll.

Das Lustige ist, ich habe jetzt während meines Umzugs in unser Haus alte Notizen gefunden. Unter anderem mit Ideen für ein Theaterstück oder auch Mitschriften von meinem Studium am IMC Krems. Die Rugby-Aufstellung für das nächste Match war auch dabei.

Ich habe diese Sachen alle aufgehoben. Schön, dass ich diese Ideen alle noch habe. Die wirklich guten Notizen und Ideen hebe ich auch weiterhin auf. Dann kann ich in fünfzehn Jahren schmunzeln, wenn sie mir wieder in die Hände fallen.

Was lösen diese alten Notizen bei Dir aus?

Dietmar: Einen Flashback. Man kommt in eine Situation einfach wieder schnell hinein, wenn man sie aufgeschrieben hat. (Denkt nach.) Ja, das ist wirklich so.

Lieber Dietmar, vielen herzlichen Dank für das heitere Gespräch und Deine Anregungen, wie eine optimistische Grundeinstellung und Glück zusammenhängen können.

Mag. (FH) Dietmar Scheiner studierte am IMC Krems Gesundheitsmanagement und arbeitet nach mehreren beruflichen Stationen seit sechs Jahren in der Betriebsorganisation der Wr. Städtischen und Donauversicherung. Er lebt mit seiner Freundin im selbst erbauten Haus in Melk mit Blick auf das Stift Melk. Dietmar beschreibt sich selbst als grenzenloser Optimist und genießt sein Leben.

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