Charakter der Woche: Marie-Luise Sternbauer

Marie-Luise Sternbauer
Liebe Marie-Luise Sternbauer, Du arbeitest bei Accenture in der Digital-Marketing-Unit und bist gerade zur Beraterin (Anmerkung: Consultant) befördert worden. Herzlichen Glückwunsch! Welche Bedeutung hat ein Notizbuch für Dich in Deiner Beratungsarbeit zu digitalen Themen?

Marie-Luise: Vielen lieben Dank. Ich arbeite bei Accenture Interactive, der Digital-Agentur von Accenture, und da liegt der Fokus, wie der Name schon sagt, überall auf digital. In diesem Kontext aber auch privat bedeutet ein Notizbuch in erster Linie Entschleunigung für mich. Das gilt insbesondere auch für das Homeoffice, wo beide Lebensbereiche aufeinandertreffen. Man tippt, tippt, tippt, bearbeitet E-Mails etc. Da ist das Notizbuch eine angenehme Alternative.

Ich verwende seit kurzem auch einen Wochenplaner aus Papier im A3 Format. Damit strukturiere ich mir jetzt die Tage zu Hause. Denn wenn man kaum die Wohnung verlässt, dann verschwimmt Privates und Berufliches schnell miteinander. Mit dem Wochenplaner steuere ich jetzt dagegen.

Privat verwende ich zudem ein Fünf-Jahres-Notizbuch mit dem Motto: One Line a Day. Die Idee hier ist, dass man jeden Tag einen Gedanken niederschreibt. Für jeden Tag sind fünf Jahre auf einer Seite untereinander dargestellt. Das heißt, ich sehe dann in Zukunft auf einem Blick, was ich zum Beispiel am 23. Februar über die Jahre gemacht habe und auch, wie ich mich in den letzten Jahren weiterentwickelt habe.

Und welche Erkenntnisse hast Du bei so einem Tagesvergleich schon über Dich gewonnen?

Marie-Luise: Ich bin erst im zehnten Monat. Eine Freundin hat mir diese Art von Notizbuch zu Beginn der Pandemie empfohlen. Also in rund drei Monaten wird es dann spannend für mich (lacht).

Wieviel Selbstdisziplin benötigst Du dafür, hier wirklich täglich hineinzuschreiben?

Marie-Luise: Also das dauert doch maximal dreißig bis sechzig Sekunden, täglich eine Zeile zu schreiben. Mit dieser Betrachtung kann man das sehr gut schaffen (lacht). Dieses Notizbuch und ein Stift liegen auf meinem Nachtkästchen und ich schlafe nicht, bevor ich da nicht hineingeschrieben habe (lacht).

Wenn Du an Dein „normales“ Notizbuch denkst, was steht hier auf der ersten Seite?

Marie-Luise: Da steht klassisch mein Name und meine Adresse für den Fall, dass ich es verliere und jemand es findet. In meinem Notizbuch stehen Sachen drinnen, die niemand anderer lesen soll. Daher will ich es unbedingt zurückhaben. Das habe ich von meiner Mutter übernommen. Sie hat auch in alle Bücher ihren Namen geschrieben, damit sie zurückkommen, wenn sie verloren gingen oder verliehen wurden. 

Für uns ist das Notizbuch ein wichtiger Begleiter beim Erreichen von Zielen. Welches große Ziel hast Du in Deinem Leben schon erreicht?

Marie-Luise: Für mich ist das, wie sich mein Leben bisher entwickelt hat. Ein entscheidender Moment war hier, als ich von Zuhause ausgezogen bin. Ich bin als Dorfkind aus dem Dorf heraus und habe die große Stadt Wien und später auch Vancouver und Rotterdam erkundet (lacht). Ich bin auf Reisen gegangen und habe viele verschiedene Leute und andere Kulturen kennengelernt. Ich empfinde mich aber nicht als hundert Prozent Stadtmensch, ich trage das Land auch in mir. Ich bin also hybrid dahingehend.

Österreich ist mein Heimatland, aber die Unterschiede zwischen dem Leben am Land und in der Stadt sind enorm. Beides hat Vor- und Nachteile. Ich musste mich erst zurechtfinden, was mir am liebsten ist.

Du bezeichnest Dich bei diesem Thema als „hybrid“. Beschreibe das bitte einmal, was genau Dir von beiden Lebensweisen wichtig ist.

Marie-Luise: Hier geht es ja um: Wer bist Du? Wie lebst Du? Beim Stadtleben schätze ich sehr das Kulturleben und die Restaurants. Ich gehe zum Beispiel gerne zum Brunch. Am Land liebe ich die Natur, den verfügbaren Platz und die Freiheit. Hiervon eine gute Mischung zu finden ist sehr schwierig. Aber mir ist das zum Beispiel besser gelungen, seitdem ich mir in Wien eine Wohnung mit Balkon leisten kann.

Ich bin auch immer wieder in Oberösterreich, wo ich ursprünglich herkomme. Dort verbringe ich dann viel Zeit in der Natur. Auch in Wien gehe ich viel spazieren im Wald oder in den Weinbergen der Randbezirke.

Und zusätzlich habe ich auch eine enorme Reiselust. Mein Freundeskreis ist auf der ganzen Welt verstreut. Familie und Freunde sind überhaupt ein großer Teil von mir.

Welche Deiner Charakterstärken hat Dir dabei am meisten geholfen, diese Lebensweise für Dich zu finden?

Marie-Luise: Meine Beobachtungsgabe und meine Neugierde. Ich glaube auch meine Reflektiertheit. Ich komme im beruflichen Leben immer sehr direkt rüber. Ich bin als Person allerdings sehr reflektiert.

Was hilft Dir für das Reflektieren?

Marie-Luise: Spazierengehen. Oder einfach nur auf der Couch liegen, blöd auf die Decke schauen und den Gedanken freien Lauf lassen. Und auf der Couch nutze ich auch gerne mein Notizbuch zum Niederschreiben meiner Gedanken oder zum Kritzeln.

Welches nächste große Ziel möchtest Du gerne erreichen?

Marie-Luise: Ein großes Lebensziel von mir ist eine Partnerschaft und eine Familie zu gründen. Ich selbst komme aus einer großen Familie. Bei Verwandten-Treffen sind wir oft fast fünfzig Personen.

Die letzten zwei Jahre habe ich mein Privatleben dahingehen vernachlässigt für meine Karriere. Jetzt strebe ich nach einem gesunden Mittelweg.

Was wird Dir für dieses Lebensziel helfen?

Marie-Luise: Es steht und fällt einfach mit einer guten Organisation (lacht). Ich gehe das jetzt pragmatisch an. Ich weiß, was ich will, und finde meinen Weg dorthin.

Haben die Lockdowns einen Einfluss auf Deine Ziele und Vorstellungen genommen?

Marie-Luise: Die Lockdowns haben uns allen sehr viel Zeit geschenkt. Ich denke, die Ziele waren immer da. Jeder Lockdown hat dann dazu geführt, dass wir uns mehr Gedanken darüber machen, was wir im Leben noch tun wollen und uns wünschen.

Das klingt nach einem Vorteil des Lockdowns. Siehst Du das so?

Marie-Luise: Ja und nein. Im zweiten Lockdown kurz vor Weihnachten war ich sehr emotional. Da habe ich mir alles von der Seele geschrieben, was ich im Leben noch möchte. Ich will immer sofort umsetzen, was ich mir in den Kopf setze. Das war jetzt so nicht möglich. Aber das Schreiben hat mich an die Umsetzung zumindest angenähert. Ich habe es damit einmal durchgespielt. Es war ein erster Schritt Richtung Tun.

Welche Bedeutung haben dann Notizen in Deinem Beruf?

Marie-Luise: Notizen bedeuten hier für mich Struktur, Organisation und natürlich Todo-Listen (lacht). Und auch konzeptionelles Arbeiten und Prozesse Aufzeichnen.

Was steht auf der letzten Seite Deiner Notizbücher?

Marie-Luise: Im beruflichen Notizbuch noch gar nichts.

Privat im Fünf-Jahres-Notizbuch wird es immer mit dem 31. Dezember spannend. Die oberste Zeile mit dem Eintrag von 2020 wird dann hoffentlich die langweiligste sein, weil ja Silvester feiern ausgefallen ist (lacht).

Trennst Du Privates und Berufliches grundsätzlich auch außerhalb der Notizbücher?

Marie-Luise: Ja, ich habe das schon immer gerne getrennt. Ich habe einen Arbeitsrucksack, in dem mein Laptop und mein berufliches Notizbuch verstaut sind. Diese Dinge bleiben zu Hause auch drinnen. Meine Wohnung ist für mich privat. Zuhause war ich bisher immer Privatperson. Raum und Themen habe ich entsprechend immer gerne getrennt.

Mit dem Homeoffice war das leider nicht mehr möglich. Natürlich war es immer schon so, dass der Beruf sehr viel in meinem Leben ausmacht. Wie geht es mir im Job, wie komme ich mit meinen Kollegen zurecht, das sind alles Fragen, die mich insgesamt beeinflussen.

Wenn Du ein Notizbuch ausgeschrieben hast, nach welchen Kriterien wählst Du ein neues aus?

Marie-Luise: Hauptsächlich nach der Optik. Am wichtigsten für mich ist, wie es von außen aussieht. Und beim Innenleben kommt es darauf an, wofür ich das Notizbuch verwende. Beruflich ist mir innen egal. Privat möchte ich eine Einteilung für meine Ziele, meine Highlights, Anregungen zum Grübeln.

Liebe Marie-Luise, vielen herzlichen Dank für die Einblicke in Dein Innenleben und Deine Anregungen, wie man Notizen und Wochenplaner im Lockdown gut nutzen kann.

Marie-Luise Sternbauer ist Digital-Marketing-Consultant bei Accenture Interactive und beruflich wie privat eine Organisations-Expertin. Sie liebt Natur und Kultur gleichermaßen und lernt gerne neue Leute und Kulturen auf ihren Reisen kennen.

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