Charakter der Woche: Maria-Luise Plank

Dr. Maria-Luise Plank
Liebe Maria-Luise Plank, Du verwendest selbst gern ein Notizbuch und schreibst gerne handschriftlich mit. Wofür verwendest Du Dein Notizbuch und welche Bedeutung hat es für Dich?

Maria-Luise: Mein Notizbuch ist in Wahrheit mein Gehirn, mein Leben. Es ist auch mein Seelenfrieden, weil ich weiß, wenn Dinge im Notizbuch stehen, dann sind sie nicht vergessen und ich brauche sie nicht mehr im aktiven Gedächtnis zu behalten. Und ich habe dann immer das Gefühl, dass es hier gut aufgehoben ist, ich kann es sozusagen jederzeit wieder besuchen.

Ich kann es aber auch zumachen und ablegen. Ich habe gleichzeitig meine Aufzeichnungen und meine Todo-Listen im Notizbuch. Und es ist für mich auch eine unglaubliche Befriedigung, Dinge abzuhaken. Das alles bedeutet für mich Handschrift im Notizbuch.

Was mir auch wichtig ist, dass es schöngeschrieben ist. Ich habe auch Freude daran, mit einer Füllfeder zu schreiben und zwar mit einer Farbe, die mir Freude macht. So kann ich mir jeden Tag kleine Freuden bereiten.

Welche Farbe verwendest Du dafür oder verwendest Du mehrere Farben?

Maria-Luise: Mittlerweile habe ich unterwegs eine türkise Füllfeder, eine blaue im Büro und zu Hause eine schwarze und ich kann im Notizbuch immer nachvollziehen, wann ich wo war (lacht).

Hat das auch noch eine Bedeutung für Dich oder ist dies einfach eine gute Abwechslung für Dich?

Maria-Luise: Das hat sich einfach so ergeben.

Das ist ja sehr spannend. Schreibst Du immer mit Füllfeder?

Maria-Luise: Ja, ich schreibe immer mit Füllfeder. Ich liebe es, wenn die Tinte das Papier benetzt. Das erinnert an die Schule, in die ich gerne gegangen bin und in der ich die Welt entdeckt habe.

Was steht auf der ersten Seite von Deinem Notizbuch?

Maria-Luise: Dadurch, dass es mein ausgelagertes Gehirn ist, habe ich immer die Panik, dass es mich nicht mehr findet. Darum stehen auf der ersten Seite einfach nur ganz groß meine Kontaktdaten in der Hoffnung, wenn wir uns trennen, dass es wieder zu mir zurückkommt. Das ist aber zum Glück noch nie passiert. Es steht dort auch das Datum, wann ich das Notizbuch gestartet habe, damit ich es zeitlich zuordnen kann, denn ich hebe alle Notizbücher auf.

Schaust Du in die ausgeschriebenen Notizbücher auch immer wieder hinein?

Maria-Luise: Ja, hin und wieder schon.

Du sagst, dass Dein Notizbuch Dein ausgelagertes Gehirn ist. Schreibst Du alles hinein, verwendest du mehrere Notizbücher oder mischst Du Deine Notizen?

Maria-Luise: Ich bin überhaupt jemand, der Privates und Berufliches nicht gerne trennt, weil für mich das im Leben schwer trennbar ist. Außerdem liebe ich meinen Beruf ebenso wie mein Privatleben und warum soll ich das dann trennen?

Schreibst Du auch Ziele in Dein Notizbuch?

Maria-Luise: Ich habe nie groß Ziele in meinem Leben gehabt. Ich bin niemand, der sich große Ziele setzt. Aber was ich immer gemacht habe ist, Gelegenheiten zu nutzen. Das ist eigentlich mein Ziel, die Gelegenheiten, die sich in meinem Leben bieten, zu nutzen. 

Ich komme zum Beispiel aus einem kleinen Dorf und hätte mir niemals vorstellen können, Anwältin zu werden und eine Kanzlei im Wiener 1. Bezirk zu haben. Dieses Ziel war einfach zu groß in meiner Kindheit. Aber ich habe die Gelegenheiten einfach genutzt, die sich mir geboten haben. Und dann ist schön langsam dieses große Etwas möglich geworden (überlegt).

Mein Ziel war es, zu studieren. Das habe ich geschafft und ich bin sehr stolz darauf. Im Arbeitsleben hat sich dann gezeigt, dass ich unerwarteterweise im Wettbewerb gut bestehe. Durch meinen ersten Mann, der Rechtsanwalt geworden ist und mich motiviert hat, habe ich mir zugetraut, die Anwaltsprüfung zu machen, das heißt ich habe die Gelegenheit genutzt. 

Aufgrund meiner vorherigen Berufserfahrung hatte ich viele Anfragen, Tätigkeiten als Anwältin zu übernehmen. Damit kam die Überlegung, dass sich die Selbständigkeit ausgehen könnte. Gesagt getan: Ich habe es einfach probiert und es hat funktioniert. Das heißt es war nie so mein Ziel, das zu machen, sondern eines hat das andere ergeben.

Bei Dir ist es also das Nutzen von Gelegenheiten. Das heißt, ich brauche Dich gar nicht zu fragen, was es noch für Ziele gibt, die Du erreichen willst. Verfolgst Du es einfach weiter, Gelegenheiten zu nutzen?

Maria-Luise (überlegt): Mein Ziel ist es, nicht in Pension zu gehen, sondern immer Arbeiten zu finden, die zu meinem Leben, zum Alter, zu den Umständen passen. Ich will nicht einmal sagen, „so, das war es“, sondern mich immer weiterentwickeln und produktiv sein.

Wenn Du an die Gelegenheiten denkst, die Du genutzt hast, welche Deiner Charakterstärken haben Dir dabei geholfen?

Maria-Luise: Ich würde sagen, eine gewisse Naivität gepaart mit Mut. Denn ich habe mich einfach über Dinge drüber getraut, wovor andere einfach zu viel Angst gehabt hätten.

Zum Beispiel zunächst aus dem kleinen Dorf alleine hinaus in die große Stadt zu gehen. Dann einen Job in einem internationalen Konzern ohne Englisch-Praxis anzunehmen bei dem ich alleine auf internationalen Meetings die Österreich-Niederlassung vertreten musste. Danach in der Männerdomäne Rechtsanwaltschaft mich mit einer kleinen Kanzlei selbständig zu machen.

Ich habe in Gesprächen mit anderen oft gehört: “Was, das traust Du Dich?“ Und ich dachte mir: „Why not?“ Wenn es schief geht, habe ich es zumindest versucht.

Das heißt, Du hast einfach gemacht und es hat funktioniert?

Maria-Luise: Ja genau, und ich habe mir viele Ängste erspart, weil ich sie nicht kannte (lacht).

Was denkst Du, hilft Dir, Dein Ziel zu erreichen, nicht in Pension zu gehen und Gelegenheiten weiter zu nutzen?

Maria-Luise: Weil ich bereit bin, mich in Sachen zu vertiefen, mich hineinzuknien und weil ich noch immer an Neuem interessiert bin und etwas Neues lernen möchte. Ich glaube, das hilft sehr, sich immer anzupassen und weiterzukommen.

Schreibst Du Deine Notizbücher aus?

Maria-Luise: Ja, meistens fehlt eine halbe Seite (lacht). Ich habe dann meistens schon einen neuen Liebling und dann warte ich schon sehnsüchtig, mit diesem zu starten. Bei der Mitte der letzten Seite verlässt mich dann das Durchhaltevermögen und das Neue beginnt.

Was steht dann auf der letzten (halben) Seite Deines Notizbuchs?

Maria-Luise: Da steht nichts Besonderes, sondern es ist einfach Punkt, Satz, Ende und beim Nächsten geht es weiter.

Dr. Maria-Luise Plank ist Gründerin und Partnerin von Gillhofer Plank Rechtsanwälte in Wien mit den Schwerpunkten Pharmarecht, Market Access, Wettbewerbsrecht, Medizinrecht, Gewerblicher Rechtsschutz und Datenschutz. Sie nutzt in ihrem Leben gerne die Gelegenheiten, die sich ihr bieten. Maria-Luise lebt mit ihrem Mann in Baden.
www.gp-law.at


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