Charakter der Woche: Clemens Böhmer

Clemens Böhmer
Lieber Clemens Böhmer, wir waren sehr stolz, als Du im Oktober als unser allererster Kunde ein Design-Notizbuch bestellt hast. Du bist bei der A1 für den digitalen Verkauf im Business-Kundenbereich verantwortlich. Und wir kennen und schätzen Dich sehr als leidenschaftlicher Botschafter der digitalen Möglichkeiten im Geschäftsleben. Welche Bedeutung hat da ein analoges Notizbuch für Dich?

Clemens: Ich bin ein kompletter Fan von digitalen Möglichkeiten. Digital betrifft jeden: groß und klein. Schauen wir zum Beispiel auf den Handel. Derzeit entfallen in Österreich zehn Prozent des Handels auf eCommerce und der restliche Anteil auf die traditionellen Absatzwege. Hier wird sich noch sehr viel tun. Und das sehe ich durch und durch positiv. Wir dürfen nicht in allem das Analoge total festhalten.

Allerdings bevorzuge ich ein Notizbuch in der Handhabung, wenn es um Ideen geht. Ich bin der Meinung, dass man mit Bleistift und einem Blatt Papier so viel machen kann. Das kann digital nicht leisten. Ich bin ein heavy Notizbuch-User.

Meine Aufgabe ist ja, Probleme zu lösen. Und da fange ich am besten auf einem weißen Blatt Papier an. Damit kann ich mir am besten das Problem bewusst machen und Lösungswege skizzieren. Wenn ich etwas neu anfange, dann bin ich mit Papier unbefangen … (denkt kurz nach) … sehr viel kreativer.

Was steht auf der ersten Seite in Deinem Notizbuch? 

Clemens: Nur das Datum. Ich schreibe rechts oben das Datum und dann beginne ich gleich mit der Notiz. Und beim nächsten Eintrag kommt wieder das Datum. Das ist immer mein Referenzpunkt. Ich schlage allerdings selten etwas nach. Mit schreiben und zeichnen speichere ich schon die Inhalte gut in meinem Kopf ab.

Welches große Ziel hast Du in Deinem Leben schon erreicht?

Clemens: Ein großes Ziel… Das habe ich so gar nicht. Ich würde das auf mehrere Ziele aufteilen. Ich denke da an den Sport. Wenn man hier ein Ziel erreicht, dann rennt man gleich zum nächsten Ziel weiter. Man muss aber dazwischen auch die Erfolge feiern.

Im privaten Bereich ist meine Familie so ein Erfolg. Die Selbstständigkeit meiner Kinder. Ich bin ein stolzer „cooler Dad“.

Im Berufsleben waren meine Erfolge bei A1 etwa die TV-Revolution mit der sieben Tage Replay-Funktion oder die Reichweiten-Messung, während meiner Beratungstätigkeit der Start der Konvergenz. Eher viele kleinere Themen.

Welche Deiner Charakterstärken haben Dir bei diesen beruflichen Themen geholfen?

Clemens (lacht): Da denke ich wieder an den Sport. Mit der Einstellung: Man kann immer besser werden. Man muss trainieren, um Ziele zu erreichen. Und wenn man nicht ans Ziel kommt, dann muss man sich auch ehrlich fragen: Habe ich alles probiert? Habe ich eine falsche Entscheidung getroffen? Oder hat diesmal einfach das notwendige Glück gefehlt?

Ich bin überzeugt von „immer weitermachen“. Man kann auch einmal hinfallen. Dann heißt es: aufstehen, Krone richten, weitermachen.

Weitermachen ist ein gutes Stichwort. Wenn Du an die Zukunft denkst, welches Ziel liegt da vor Dir?

Clemens: In meinem Job ist das weiterhin die Digitalisierung. Wie ich zu Beginn erwähnt habe, liegen wir bei rund zehn Prozent eCommerce in Österreich. Damit sind wir klar unterdurchschnittlich im internationalen Vergleich. Österreich hat aber viele SMEs (Anmerkung: kleine und mittelständische Unternehmen), die in ihrer Nische international sehr bekannt sind.

Diese möchte ich gerne bei der Digitalisierung begleiten mit Lösungen zu Fragen wie beispielsweise: Wie kann ich digital Kunden erreichen? Wie kann ich digital das Produkt verbessern? Wie kann ich bestehende Strukturen mit dem Digitalen verbinden? Da sind eben 90 Prozent noch nicht entschieden. Das ist schon sehr, sehr spannend.

Welche Deiner Charakterstärken wird Dir bei diesen Digitalisierungsaufgaben am meisten helfen?

Clemens: Neugierde. Ich komme ja ursprünglich aus der Beratung und da startet man ein Projekt immer mit Fragen. Zum Beispiel: Was beschäftigt den Friseurladen beim Digitalisieren? Was beschäftigt den Einkaufsleiter, den Produktionsleiter oder den Dirigenten? Wie kann man sie unterstützen?

Es geht einfach darum, sich in den anderen hineinzuversetzen. Wobei kann ich den Kunden unterstützen? Welches Problem soll gelöst werden? Welche neuen Möglichkeiten bietet die Digitalisierung, um bei bestehenden Herausforderungen zu unterstützen?

Du hast jetzt mehrmals das Wort „unterstützen“ betont.

Clemens: Ja, genau darum geht es in meiner Arbeit. Wir leben hinsichtlich Digitalisierung in einer genialen Zeit. Es sind innerhalb kurzer Zeit so viele großartige Ideen entstanden. Wer hat sich vor einem Jahr eine digitale Weinverkostung vorstellen können? Das passiert jetzt. Die Leute machen das.

Ein guter Bekannter von mir hat ein Chemie-Unternehmen und war bisher für seine Akquise international sehr viel unterwegs, hat sich viel auf Messen bewegt. Das ist auf einmal komplett weggefallen. Er meinte, er kann nicht mehr verkaufen und hat mich um Rat gefragt. Und dann hat er gesehen, dass er seine Zielgruppe auch online erreichen kann. Man muss einfach seine Kunden kennen und das Potenzial sehen.

Wenn Du bei Digitalisierungsschritten berätst, wie gehst Du dabei vor?

Clemens: Als Berater stelle ich Fragen. Anderen oder auch mir selbst. Und dabei arbeite ich mit klassischen Fragen: Was ist das Produkt? Wie sieht der Markt aus? Wer ist der Wettbewerb? Was kann er besser, was kann ich besser? Ich hangle mich da immer weiter vor. Was sind die Baustellen? Wie kann man sich differenzieren? Welche Skills braucht man? Das kommt meist unstrukturiert daher. Und genau dafür brauche ich ein Notizbuch. Das kann ich nicht mit Excel oder Powerpoint erarbeiten. Da zeichne ich sehr, sehr viel auf Papier. Und wenn ich schreibe dann in Bulletpoints. Das finde ich übersichtlicher.

Zeichnest oder schreibst Du in diesem beschriebenen Prozess mehr?

Clemens: Ich zeichne mehr. Ich arbeite gerne mit Mindmaps. Damit komme ich viel besser vorwärts.

Was steht auf der letzten Seite Deines Notizbuchs?

Clemens: Nichts Besonderes. Ich schreibe keine Zusammenfassung, kein Dankeschön (lacht). Ich beende das Notizbuch mit der letzten Notiz. Ganz einfach. Und wenn ich ein Notizbuch ausgeschrieben habe, dann hebe ich es witzigerweise auf.

Ich verbinde die Notizbücher mit einer bestimmten Zeit. Mit ihnen kann ich reflektieren, was mich damals beschäftigt hat. Wie ein Tagebuch.

Eine Zeit lang habe ich nur auf meinem iPad mitgeschrieben. Seit dem Homeoffice bin ich dahingehend statischer geworden.

Warum hat Dich das Homeoffice zurück zum Notizbuch gebracht?

Clemens: Im Büro bin ich immer von einem Meeting zum nächsten gesprungen, intern und auch auswärts. Da habe ich mit dem iPad immer alles dabeigehabt: E-Mail, Dokumente, meine Notizen. Im Homeoffice sitze ich auf meinem Arbeitsplatz. Da liegt jetzt mein Notizblock immer daneben. Den habe ich hier zu Hause meiner Frau stibitzt (lacht). 

Der Digitalisierungsschub des Unternehmens im Zusammenhang mit dauerhaftem Homeoffice hat Dich zurück zum analogen Notizbuch gebracht. Das gefällt uns natürlich. Lieber Clemens, vielen Dank für Deine Erläuterungen zur Digitalisierung, die wohl ohne das Angreifbare nie ganz auskommen wird.


Clemens Böhmer ist bei der A1 verantwortlich für Digital Sales im B2B-Bereich und berät im Zuge dessen vor allem kleine und mittlere Unternehmen bei ihrer Digitalisierung. Privat ist er sportlich aktiv und verbringt gerne seine Freizeit mit seiner Familie, mit der er in Wien lebt. Aus seinem Homeoffice Büro schaut er hinaus ins Grüne.